Tatsache: wenn ein Film erfolgreich war und viele Besucher verbuchen konnte, dann bietet es sich an, sofern möglich noch einen zweiten Teil zu drehen. Das spart in erster Linie Werbekosten, denn wer den ersten Teil gesehen hat, will natürlich auch wissen, wie es weitergeht bzw. welche Auflage die bessere ist. Mit BOOGEYMAN 2 wird uns nun die Fortsetzung eines Slasher-Horrorfilms präsentiert, die mit dem Original inhaltlich so gut wie nichts zu tun hat, ausser dass der Bösewicht der Boogeyman ist, der sich von den Ängsten der Menschen ernährt. Hat eine solche Fortsetzung potentiellen Erfolg? Zum Inhalt:
Vor zehn Jahren wurden die Eltern von Laura und Henry ermordet. Beide haben gesehen, dass hierfür der Boogeyman verantwortlich war, eine Schreckensgestalt, die man kleinen Kindern erzählt, um ihnen Angst zu machen. Für die Geschwister ist dieser Alptraum allerdings real geworden. Um das Geschehene zu verkraften, begibt sich Henry in die Hände von erfahrenen Psychatern, während Laura alles alleine auszustehen versucht. Dabei wird sie aber regelmäßig von Alpträumen geplagt, in denen ihr der Boogeyman erscheint und auch ihren Bruder umbringt. Als dieser völlig von seiner Angst befreit entlassen wird und sich einen Job suchen will, bricht für PIEPS eine Welt zusammen. Sie lässt sich von ihrem Bruder dazu überreden, ebenfalls in der Psychatrie nach Hilfe zu suchen. Jedoch kurz nachdem sie sich dort einliefert und ihr Bruder weg ist, passieren in der Klink tödliche Unfälle mit den anderen Patienten, die alle auf das Wirken des Boogeyman hindeuten. Wie kann man eine Alptraumgestalt loswerden, die tödliche Präsenz aufweist?
Der Film spielt mit der altbekannten Angst von Kindern vor der Dunkelheit, vor halb verschlossenen Schranktüren, dunklen Kellern etc. Der Boogeyman ist hierzulande eher als „schwarzer Mann“ bekannt, sonst ist die Hintergrundgeschichte allerdings ähnlich. Der Film wurde direkt als DVD herausgebracht und ersparte sich den Weg durch die Kinos. Grund dafür könnten die Kritiken am ersten Teil sein, die jedoch niemanden davon abbringen konnten, ins Kino zu gehen. Der kommerzielle Erfolg vom Boogeyman auf der Leinwand dürfte auch der Grund sein, warum man nun einen zweiten Teil hinterhergeschickt hat.
Bekannte Gesichter aus anderen Filmen sucht man hier fast vergeblich. Der einzig wirklich bekannte Schauspieler dürfte Tobin Bell sein (Saw 1-4), der hier in die Rolle des Psychaters Dr. Allen auftritt, sowie Sam Raimi als Produzent.
Bild und Ton des Films sind durchaus Genre-stimmig, die Story an sich hinkt aber insgesamt etwas. Davon abgesehen, dass kleine Kinder, die ein solch traumatisches Erlebnis wie die Ermordung der Eltern mit eigenen Augen gesehen haben und im Anschluss behaupten, der Boogeyman hätte die Eltern umgebracht, automatisch in die Psychatrie eingewiesen werden dürften, ist es ebenfalls erstaunlich, dass sich in der besagten Klinik nur eine Hand voll Patienten befindet, alle mit einer anderen Phobie, alle etwa im gleichen Alter. Irgendwann in der Mitte des Films wird von einem Experiment berichtet, dass die Ärztin Dr. Ryan mit den Jugendlichen durchführen würde (und obwohl der Klinikleiter dies weiß und nicht gutheißt, schmeißt er die Angestellte nicht einfach raus). Erklärungen, worum es dabei geht und was das überhaupt mit der Geschichte zu tun hätte, gibt es nicht. Da hatte man wohl beim Drehbuchschreiben eine Idee, die dann aber doch nicht weiter verfolgt wurde. Egal.
Die für Horrorfans wirklich interessanten Szenen fallen zum einen recht dürftig aus, sind dann obendrein auch eher seicht. Schockeffekte erwartet man an vielen Stellen, aber keine davon wird auch genutzt, um den Zuschauer wenigstens einmalig zu erschrecken. Die Auflösung am Ende des Films ist obendrein in gleichem Maße vorhersehbar wie auch an den Haaren herbeigezogen. Ebenfalls überflüssig ist der deutliche Hinweis darauf, dass der Boogeyman nicht gefasst wurde und sich noch in der Klink aufhalten würde. Ja, wir haben den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden: Boogeyman 3 hält man sich optional offen.
Wer auf Slasherfilme steht, wird bei BOOGEYMAN 2 eine eher seichte Unterhaltung erleben, die mit Blut, Schockeffekten und Spannung geizt, wo es nur geht. Ein Minimum an Blut wird geboten, und das ist nicht einmal sonderlich blutig in Szene gesetzt. Der unlängst veröffentlichte Film „Untraceable“ bietet mehr Ekelszenen, und der wird „nur“ als Thriller vermarktet.
Sicherlich hat auch BOOGEYMAN 2 seine spannenden Seiten, aber in anderen Filmen aus dem Genre wird deutlich mehr davon gezeigt und entsprechend sind die dann auch reizvoller. Der Film dürfte aber für dreizehn-vierzehnjährige Kids wirklich ein Kracher sein, leider steht da die FSK im Weg…