Es gibt sie also doch noch, diese absolut spannenden und fesselnden Filme, die komplett ohne Action und Gewalt auskommen, ohne dabei langweilig oder uninteressant zu werden. Lange hat man von dieser Sorte nichts mehr zu sehen bekommen, aber mit FLAWLESS – EIN TADELLOSES VERBRECHEN soll sich das jetzt ändern. Ich würde dem Film zwar keine Thrillerqualitäten zuschreiben wollen (wie es das Beiblatt versucht), aber das muss ja auch nicht zwangsläufig Ziel eines Films sein.
In den Hauptrollen glänzen Demi Moore und Michael Caine als ungleiches Verbrecher-Duo. Beide sind aus unterschiedlichen Motiven heraus frustriert und wollen sich an ihrem gemeinsamen Arbeitgeber rächen, auch wenn es eigentlich beiden gegen die eigenen moralischen Wertvorstellungen geht. Der Plan erinnert in seiner Machart her ein wenig an ‚Der Clou’ oder ‚Ocean´s eleven’ bzw. dessen Nachfolger: raffiniert, völlig gewaltfrei und eigentlich nur mit Köpfchen wird hier ein nahezu perfektes Verbrechen vorbereitet.
FLAWLESS spielt in den 60er Jahren. Als eine der wenigen erfolgreichen Frauen im Berufsleben hat es Laura Quinn (Demi Moore) nicht einfach, zumal sie regelmäßig bei Beförderungen zugunsten weniger qualifizierten männlichen Kollegen übergangen wird. Als ihr Arbeitgeber Lon Di, der weltweit größte Diamantenhändler, in eine brenzlige Situation mit russischen Lieferanten gerät, hat sie einen blendenden Einfall, der alle Probleme lösen könnte. Allerdings verlangen die Russen, dass das von ihr geplante Abkommen im Geheimen und nur auf oberster Führungsebene bekannt getroffen wird, entsprechend soll sie fallen gelassen werden, wovon Laura aber zunächst nichts ahnt, bis sie eine anonyme Einladung erhält. Vor Neugier gepackt, folgt sie der Einladung, und ist nicht wenig überrascht, als sich ihr der Hausmeister von Lon Di offenbart. Er hat durch Zufall von der geplanten Entlassung erfahren, und sucht in ihr nun eine Komplizin für einen Diamantenraub, mit dem sie beide ihren Lebensabend genießen könnten. Es soll lediglich eine Thermoskanne voll Diamanten gestohlen werden, was bei den im Tresor befindlichen Mengen erst recht spät in Erfahrung gebracht werden würde. Lauras Aufgabe besteht darin, bei einer Cocktailparty die Codes für den Tresorraum in Erfahrung zu bringen, er würde sich dann um alles Weitere kümmern.
Die beiden kommen zu einer Einigung, Laura gelingt es tatsächlich, die Informationen zu beschaffen, und alles sieht soweit gut aus, bis dann bei London Diamond Sicherheitskameras eingebaut werden, die auch den Korridor zum Tresorraum bewachen. Es bleibt lediglich ein Zeitfenster von 60 Sekunden, in denen man den Flur durchqueren, die Codes eingeben, Tresortür öffnen, hereinschlüpfen und die Tür wieder schließen kann. Das soll für das Gaunerduo aber kein Hinderungsgrund sein, und alles scheint auch geklappt zu haben, als Laura wie üblich am Morgen des Folgetages zur Arbeit kommt. Entsprechend groß ist der Schreck, als alle Führungskräfte zum Tresor gebeten werden: alle Diamanten sind weg, eine Masse von ca. einer Tonne ist entwendet worden, es gibt keine Einbruchsspuren zum Tresor, der einzige Zugang ist der Fahrstuhl, der aber nur drei mal, wie jede Nacht, betätigt wurde. Wo sind also die Steine?
Laura beginnt ab diesem Zeitpunkt, nervös zu werden und sich Vorwürfe zu machen, dass sie den Plan jemals unterstützt hat, aber die Angst davor, ins Gefängnis zu wandern, hindert sie daran, alles auszuplaudern. Der Hausmeister Mr. Hobbs ist hingegen guten Mutes und versucht, beruhigend auf sie einzuwirken.
Der Film glänzt nicht nur in seiner Aufmachung auf alt getrimmt, sondern vor allem wegen der schauspielerischen Meisterleistungen der beiden Hauptakteure. Während Caine den alten, gesetzten Gentleman spielt, der sich gegen seine Prinzipien auflehnt, liegt Moore´s Rolle eher in der kämpferischen Natur einer Frau in einer Männerdomäne, die sich jeden Tag aufs neue behaupten muss und trotzdem immer wieder Nehmerqualitäten zu beweisen hat, wenn ihr wieder nicht der verdiente Lohn anerkannt wird. Dass Hausmeister Hobbs ganz andere Motive bei der Tat hat als Quinn, wird erst ziemlich zum Schluss hin klar. Ausserdem bietet der Film ein überraschendes, unerwartetes Ende, wohingegen die Auflösung des Falls etwas überstürzt wirkt.
FLAWLESS ist eine rundum gelungene Gaunergeschichte, die sehr viele charmante Seiten hat, ab und an ein wenig komödienhaft wird, sich aber die meiste Zeit an den Rahmenbedingungen der 60er orientiert und somit nicht zur Farce wird. Das gelungene Charakterspiel von Moore und Caine rundet das Geschehen des Films ab und sorgen für einen unterhaltsamen Fernsehabend fernab vom gängigen Hoolywood-Popkorn-Kino.