Auch URBAN PRIOL lässt sich nicht lumpen und bringt eine Sammelbox mit vier CDs heraus. PRIOL setzt eher auf politisches Kabarett mit kurzen Parodie-Einlagen, ist immer auf der Höhe des Geschehens und verteilt Spitzen an alle politischen Parteien in Deutschland. Dass er trotz dieser „inländischen“ Strategie unlängst den Schweizer Kabarett Preis „Cornichon“ gewonnen hat, zeigt seine große Klasse.
PRIOL dürfte dem deutschen Publikum eigentlich bekannt sein, schließlich strahlt er uns regelmäßig aus dem Fernsehen an, und zwar von vielen unterschiedlichen Sendern aus. Sei es das ZDF mit „Neues aus der Anstalt“, SAT 1 mit „Genial daneben“, wo er als Dauergast geladen ist, „Scheibenwischer“ im SFB, „Mitternachtsspitzen“ im WDR oder „Ottis Schlachthof“ im BR, PRIOL hat immer etwas zur politischen Situation in Deutschland zu sagen. Ungewöhnlich hierbei ist sicherlich der hessische Akzent. Hessischer Akzent an sich wirkt schon ein wenig witzig, klar, aber man muss dazu wissen, dass PRIOL ein gebürtiger Bayer ist und in Aschaffenburg mit dem „Hofgarten“ seine eigene Kleinkunstbühne führt.
Seit 1995 ist PRIOL als Solo-Künstler unterwegs, seine eigentliche Tätigkeit als Kabarettist reicht aber weit länger zurück. Mit 19 Jahren steigt er 1980 beim „Bockshorn-Esemble“ ein, einer Würzburger Kabarettgruppe, wo auch schon Künstler wie Hüsch oder Mittermaier Mitglied waren. URBAN PRIOL wird im Lauf seiner Karriere mit zahlreichen Preisen überhäuft, unter anderem dem Deutschen Kleinkunst Preis, dem Zeck Kabarettpreis oder, wie eingangs schon erwähnt, dem Schweizer Cornichon.
Die Sammelbox beinhaltet sein Programm „Kwittung, bitte“ aus dem Jahr 1997, gefolgt von „Stimmt so“ aus dem Jahr 2000 (schon alleine die Titel sind in sich stimmig, oder?). Kurz darauf folgt in 2001 die CD „Alles muss raus“, und abschließend gibt es aus dem Jahr 2005 „Täglich frisch – update“, wo wir uns zeitlich und inhaltlich mit „Wir sind Papst“ und der neuen Kanzlerin konfrontiert sehen. PRIOL ist zwar kein wirklicher Stimmenimitator, weiß aber genau, wie er die einzelnen Personen, um die sich sein Programm dreht, treffsicher parodieren kann.
Wo beispielsweise ein Oliver Pocher in der Regel Humor unterhalb der Gürtellinie bietet und mit relativ schlichten und plumpen Mitteln arbeitet, bewegt sich PRIOL genau am anderen Ende der Skala. Wer hier politisch nicht auf dem Laufenden ist, dem wird sich der eine oder andere Seitenhieb entziehen, und der kann mit seinem Kabarett vielleicht nicht allzu viel anfangen. Wer aber mit den wichtigsten politischen Persönlichkeiten in Deutschland vertraut ist und auch ab und zu mal einen Blick in die Nachrichten riskiert, der wird hier auf hohem Niveau unterhalten. Zudem ist URBAN PRIOL ständig auf Achse, wenn auch größtenteils im Süden Deutschlands. Ebenso wie bei DIETER NUHR hier die Empfehlung, sich diesen Künstler auch einmal live anzuschauen. Kabarett ist nicht umsonst eine Kunst, die hauptsächlich auf Bühnen vor Publikum statt findet und nicht in einem Aufnahmestudio unter akkustisch optimalen Bedingungen.