Folge 26 der Serie POINT WHITMARK führt uns in ein mittelalterliches Dorf. ‚Die Diener der Pest’ hat zudem noch hierzulande prominenten mittelalterliche Gäste: für die musikalische Untermalung sorgt diesmal die Band Corvus Corax, die zudem auch als Namensgeber in der Folge herhalten dürfen.
Derek schwärmt derzeit für Victoria Thornton. Als dieser von einem mittelalterlichen Spielmann eine Tarot-Karte überreicht wird, auf der sie und ihr vor sieben Jahren verstorbener Onkel zu sehen sind, will sie der Sache auf den Grund gehen. Gemeinsam mit dem Team von POINT WHITMARK macht sie sich auf den Weg in das Dorf Amberville, in dem die Einwohner eine Gemeinschaft wie im alten Mittelalter leben. Zu besonderen Festivitäten sind natürlich auch Zuschauer willkommen, dem Spektakel beizuwohnen. Was anfänglich wie eine schauspielerische Show wirkt, entwickelt sich allerdings allzu schnell in eine bedrohliche Lage, als man auf dem Marktplatz den Bischof Molari attackiert und den Angriff Jay und Tom in die Schuhe schieben will. Plötzlich sehen sich die beiden der mittelalterlichen Gerichtsbarkeit ausgeliefert und müssen ihre Unschuld in Proben beweisen, die auch schon zu Zeiten der Hexenverbrennungen ihren Einsatz fanden.
Durch Dereks und Victorias Hilfe und die Ablenkung durch einen dressierten Raben gelingt ihnen die Flucht, und wie sagt man doch so schön: Angriff ist die beste Verteidigung. Von nun an versuchen die drei Jungen und das Mädchen, die Hintergründe des Angriffs zu klären sowie den Angreifer selbst dingfest zu machen. Alles deutet darauf hin, dass das eigentliche Ziel des Attentats ein ganz anderes ist, doch was steckt hinter der ganzen Sache?
Mit ‚Die Diener der Pest’ bewegt sich POINT WHITMARK auf einem Gebiet, das bislang noch nicht in einer Hörspielserie verarbeitet wurde. Das Szenario „mittelalterlicher Markt“ an sich ist gut gelungen, jedoch leidet die Glaubwürdigkeit unter der Tatsache, dass der Prozess, der Tom und Jay gemacht wird, keinesfalls gespielt ist, sondern die Realität widerspiegeln soll. Dass dies selbst in Amerika möglich sein sollte, ist eher unwahrscheinlich. Die Kerngeschichte aber, die hier erzählt wird, und die sich wie bei so vielen anderen Folgen erst zum Schluss hin aufklärt, ist so durchaus in sich schlüssig.
Die großartig angekündigte Musik von Corvus Corax fügt sich nahtlos in das Hörspiel ein, man könnte sogar fast sagen, dass sie beinahe untergeht. Dass der Name der Band und ihrer Spielleute 1:1 übernommen wurde, hat sicherlich einen guten Werbeeffekt, verhindert aber, dass man sich in die Geschichte hineinversetzen kann. Hier hätte man dem Hörspiel einen größeren Gefallen getan, andere Namen zu verwenden und vielleicht stattdessen die Musiker die Rollen selbst hätte sprechen lassen. Der große Showdown bei den Ritterspielen ist recht gut in Szene gesetzt, auch wenn es ein wenig durcheinander gerät und das Erzähltempo im entscheidenden Moment für meinen Geschmack zu träge ist.
Ob nun absichtlich oder nicht: der Schlusssatz erinnert mich in dem Zusammenhang doch arg an die erste Folge der Drei Fragezeichen, die nicht nur, was die Grundthematik betrifft, deutliche Parallelen aufweisen, sondern auch in der Logogestaltung mit ähnlichen Farben aufwarten. Vielleicht ist dies als kleine Verbeugung gemeint, vielleicht streckt man aber auch nur die Zunge raus, wer weiß… POINT WHITMARK bleibt souverän in ihrem Metier, auch wenn meiner Ansicht nach aus dieser Folge deutlich mehr hätte herausgeholt werden können. Trotzdem macht die Geschichte was her.