Wie schreibt man eine Filmkritik, bei der man am liebsten nicht zu viel verraten will, um nicht die Spannung zu nehmen, allerdings eben auch genau die Auflösung verraten müsste, um die Kritik auf den Punkt zu bringen? Mit dieser Frage beschäftige ich mich beim Schreiben dieser Zeilen. A PERFECT GETAWAY ist ein Thriller, der nicht wirklich thrillt, aber genauso sehr ein Krimi, bei dem es keine Detektive gibt. Hier werden Stilmittel verwendet, um das Offensichtliche zu verschleiern und dem Film einen Sinn zu verpassen, und genau diese Elemente sind es im Nachhinein, die einen ärgern…
Manchmal ist weniger eben mehr. Um die Spannung möglichst hoch zu halten, werden bei A PERFECT GETAWAY ein paar Fehlinformationen in den Kontext gestreut, die im Nachhinein betrachtet als unlogisch gewertet werden können und dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, absichtlich verarscht worden zu sein. Eine Auslassung hätte einen ähnlichen Effekt gehabt wie die falschen Fakten, allerdings eben nicht zu Unmut geführt. Mehr kann und will ich darüber aber nicht verlieren, denn alles weitere wäre Spoiling!
Frisch verheiratet machen sich Cliff und Cydney auf eine Backpacker-Tour auf Hawaii. Die beiden turteln sich durch die malerisch schöne Landschaft und haben eine perfekte Zeit. Doch wo so viel Licht ist, da sind auch Schatten. Irgendwo auf einer der Nachbarinseln, auf der sie bis vor kurzem ebenfalls waren, wurde ein Touristenpärchen umgebracht, und die Killer sind noch auf freiem Fuß. Während Cliff (Steve Zahn) über sein I-Phone versucht, mehr Informationen zu erlangen, beruhigt Cydney (Milla Jovovich) ihn, dass es schließlich ihre Hochzeitsreise sei und ihnen ganz gewiss nichts zustoßen wird.
Als sie ein Anhalterpärchen nicht sofort mitnehmen wollen, riecht es förmlich nach Ärger in der Luft, aber hier trennen sich dann die Wege der vier noch einmal. Später dann, auf ihrem Marsch durch die Wildnis, treffen sie auf Nick (Timothy Olyphant) und Gina (Kiele Sanchez), die ebenfalls die Freiheit der Natur genießen und das gleiche Ziel haben. Sie beschließen, den Rest des Weges gemeinsam zurückzulegen, um vor den Killern sicher zu sein. Doch je mehr Nick von sich erzählt, desto unsicherer werden sich Cliff und Cydney, ob sie nicht doch das falsche Pärchen um Gesellschaft gebeten hat. Haben sie es bei den beiden mit den Mördern zu tun? Wenig später treffen sie erneut auf die Anhalter, doch die werden gerade von der Polizei verhaftet. Die Gefahr scheint gebannt zu sein…
Regisseur David Twohy, der sich mit „Pitch Black“ einen Namen gemacht hat, dreht mit A PERFECT GETAWAY quasi das genaue Gegenteil: wo bei Pitch Black alles düster und schwarz ist, bietet Hawaii eine extrem bunte, farbenfrohe und warme Kulisse, in die der Gedanke an Serienkiller so gar nicht hineinpassen will. Und genau das ist es ja auch, was den Reiz des Films ausmacht, dieser Schandfleck im Paradies. Abgesehen von den logischen Fehlern, die bereits ausgiebig bemängelt wurden, ist der Film eigentlich recht spannend inszeniert, auch wenn man als Genrekenner schnell ahnt, worauf der Film hinauslaufen wird. Die schauspielerische Leistung ist durchweg positiv, allen voran bieten Steve Zahn und Timothy Olyphant eine eindrucksvolle Vorstellung, aber auch Milla Jovovich macht ihre Sache recht gut. Der Wechsel von paradiesischen Verhältnissen zu einem wahr gewordenen Albtraum erfolgt schleichend, und daraus schöpft der Film jede Menge Potential. Mit ein wenig Feinschliff könnte A PERFECT GETAWAY ein toller Survival-Thriller sein, so aber ärgert man sich über die Logikfehler, die einem das Filmvergnügen nachträglich vermiesen…