Krass! Achtung, ich warne gleich mal vorweg: der Titel klingt im Vergleich zum Inhalt absolut harmlos. Die fehlende rote Farbe vom FSK-18-Siegel hat mich bei nicht genauer Betrachtung glauben lassen, es würde ein vergleichsweise harmloser Film kommen. Ein späterer zweiter Blick offenbart dann: FSK-18 wurde verfehlt, stattdessen gibt es das „SPIO/JK: keine schwere Jugendgefährdung“-Prüfsiegel, welches den Verkauf und die Bewerbung (im Gegensatz zu „SPIO/JK: strafrechtlich unbedenktlich“) bis zu einer möglichen Indizierung erlaubt. Härter geht es also kaum… Das muss einem klar sein, sonst gibt es eine böse Überraschung!
Ähnliches erfährt auch die Familie, um die es in KIDNAPPED geht: eine sehr böse Überraschung! Gerade erst umgezogen, die Kartons noch nicht ganz ausgepackt, werden sie an ihrem ersten Abend im neuen Haus völlig unerwartet überfallen! Drei maskierte Leute dringen brutal in ihr Haus ein und schüchtern Mutter, Vater und Tochter Isa erst einmal mittels Schlägen ein. Im weiteren Verlauf werden sämtliche Wertsachen im Haus sichergestellt, der Tresor geleert, die Handys eingesammelt etc. Was ebenfalls schnell klar wird: bei der geringsten Gegenwehr oder Kooperationsverweigerung droht den Familienmitgliedern schlimmes.
Während der Kopf des Trios zusammen mit dem Vater losfährt, um am Geldautomaten die Kreditkarten der Familie bis aufs Limit auszuschöpfen, müssen Mutter und Tochter den Terror in den eigenen vier Wänden ertragen und sind der Willkür der Kidnapper hilflos ausgeliefert.
Der Besuch von Isas Freund Caesar, das Auftauchen eines Sicherheitsdienstes, der Wille, Held zu spielen von Seiten des Vaters: all das sorgt dafür, dass die Geiselnehmer zunehmend nervös werden und die Situation zu entgleiten droht, bis sich alles zu einem furiosen Finale zuspitzt, bei dem es noch einmal richtig zur Sache geht!
KIDNAPPED kennt eigentlich keine Tabus, hier wird in keiner Weise darauf eingegangen, was man sich normalerweise unter einem Happy End vorstellt. Zwar lässt uns Regisseur Miguel Ángel Vivas in regelmäßigen Abständen noch an das Gute glauben, aber nur, um uns wenige Sekunden später noch mehr zu schockieren, als wir es eh schon sind.
Mir sind bislang nur wenige Filme untergekommen, die ähnlich heftig auf mich gewirkt haben. Schockierend, erbarmungslos brutal, und, so vermuten wir, leider dichter an der Realität einer brutalen Geiselnahme dran, als es uns so mancher Tatort unterjubeln wollte, so darf man sich KIDNAPPED vorstellen! Ein wahr gewordener Alptraum, nach dem man sich für einige Tage lieber doppelt absichert, auch wirklich die Türen fest verschlossen zu haben…