Manche Filme wecken mittels des Covers bestimmte Erwartungen an einen Film. Bei DIE MEUTE ist dies beispielsweise der Fall. Wer bei dem Anblick aber an Saw denken muss (was wahrscheinlich 90% der Leute sind, die Saw gesehen haben), der irrt gewaltig, denn DIE MEUTE geht in eine gänzlich andere Richtung! Oh, ich habe ein Wort vergessen: leider!
Charlotte (toughe Einzelgängerin, wie beim ersten Anblick von ihr, ihrem Auto und ihrer Art klargestellt wird, Klischeebedienung lässt grüßen) gabelt einen Anhalter auf (und schon der erste Dialog lässt erahnen: da hat sich jemand Mühe gegeben, möglichst deutlich darauf hinzuweisen, dass die Dialoge im Film insgesamt nichts taugen werden). Sie fahren zu einer Kneipe, wo eben genannter Möchtegern-Schönling (zumindest in Charlottes Augen) aus ungeklärten Gründen nicht von der Toilette wiederkommt und auch nicht mehr auffindbar ist.
Was tut man in so einer Situation? Genau, man wartet bis zum Einbruch der Nacht! Apropos Einbruch: das kommt dann in Schritt zwei! Selbstverständlich wird Charlotte von der zwielichtigen Bardame rücklings niedergeschlagen und findet sich am nächsten Morgen in einem Käfig wieder, zusammen mit zwei anderen „Insassen“. Der Anhalter Max stellt sich als Lockvogel der Barfrau (seiner Mutter) heraus…
Bis hierhin war abgesehen von den Dialogen alles in bester Ordnung. Halbwegs spannend, die Charaktere zwar etwas stereotyp, aber durchaus glaubwürdig, Bild und Ton vom Stil her eher monochrom, aber durchaus gelungen.
Aber warum in Gottes Namen jetzt noch Zombies?!? Wenn das der Versuch sein sollte, einen ebenso unerwarteten Handlungstwist zu erzeugen, wie das in From Dusk Till Dawn der Fall war (oh, auch eine Kneipe), dann ist das völlig aus dem Ruder gelaufen. Hier hätte man vielmehr einen Weg in Richtung Texas Chainsaw Massacre gehen sollen, dann hätte das Drehbuch in sich stimmig gepasst. So verstrickt man sich in einer abstrusen Geschichte über blutgierige Zombies, die sich aus fadenscheinigen Gründen rächen wollen, weil die Erde von den hier früher ansässigen Bergarbeitern missbraucht wurde (Öko-Message verstanden, aber ziemlich wenig verständlich und greifbar), und findet nicht wirklich einen Weg hinaus.
Vor allem der noch viel weniger verständliche Schluss lässt einen da ziemlich im Regen stehen, als ob man sich nicht zwischen zwei alternativen Enden entscheiden konnte und einfach beide Fassungen hintereinander weg gebracht hat…
Insbesondere Yolande Moreau überzeugt schauspielerisch, aber auch Benjamin Biolay und Emilie Dequenne machen ihre Sache recht gut. Deren Leistung kann aber leider nicht über das ab der Hälfte des Films eher unterirdische Drehbuch hinweg täuschen. Abgesehen von ein paar wenigen Splatter- und Goreszenen bleibt dann nicht mehr viel übrig, was nicht den Anschein erweckt, lediglich Streckwerk zu sein.
Genrefans können einen Blick riskieren, sollten aber eventuell zunächst in der Videothek nachfragen oder sich einen Trailer anschauen.