Mit DIE ELFEN zeigt Folgenreich mal wieder, dass sie ein gutes Gespür für gute Geschichten hat, die man als Hörspielserie umsetzen kann. Der eher schwierige Sektor der Fantasy-Hörspiele bekommt hier eine neue, zunächst erst einmal auf 5 Teile konzipierte Serie, die entgegen des Titels keinesfalls beim ersten Teil der Buchtrilogie beginnt, sondern lediglich die Geschehnisse aus Bernhard Hennens Buch ‚Elfenwinter’ erzählt. Das birgt allerdings nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken.
‚Königstein’, so heißt eine Festung der Elfen, in der sich Fürst Landoran mit seinen Kriegern befindet und den Angriff der Trolle erwartet. Er ist sich absolut sicher, dass die Verteidigungsanlagen seiner Feste uneinnehmbar sind, entsprechend ist ihm die angebotene Hilfe durch das Heer der Menschen, angeführt von Alfadas, insbesondere aber die Anwesenheit von Orimedes und seinen Kentauren ein Dorn im Auge. Geringschätzig wettert er über die Wesen, die kaum mehr als Tiere in seinen Augen sind.
Doch entgegen seiner Annahme sind auch die Trolle vernunftbegabte Wesen, die nicht blindlings in ihr verderben laufen, sondern auf die Zauberkraft ihrer Schamanin Skanga bauen, die einen Haufen Krieger über die Elfenpfade direkt in das Innere der Festung schickt und von dort die Tore öffnen lassen will. Ein erbitterter Kampf entbrennt…
Was DIE ELFEN mit am reizvollsten macht, sind die unterschiedlichen, stark gezeichneten Charaktere, die alle irgendwie miteinander zu tun haben und sich gegenseitig beeinflussen. Selten wurden in einem Hörspiel Sympathien und Antipathien innerhalb einer Gruppierung so deutlich zum Ausdruck gebracht wie hier. Eher gewohnt ist man, dass diejenigen, die auf einer Seite kämpfen, sich allesamt einig sind. Das ist hier aber alles andere als der Fall. Nicht nur unter den Elfen herrscht Misstrauen und Teilweise auch Eifersucht, auch bei den Menschen und sogar den Trollen gilt es jeweils, eine bestimmte Hackordnung einzuhalten und genau zu schauen, wer einem gerade in den Rücken fallen könnte.
Produziert wurde die Serie von den Machern von Dorian Hunter, Dennis Ehrhardt und Marco Göllner. Besonders gut gelingt es ihnen, wie in der Romanvorlage nicht nur strahlende Helden zu zeigen, sondern auch die Seite der Trolle immer ausreichend zu beleuchten, um diese nicht zu blind mordenden, Hasserfüllten Bestien mutieren zu lassen, sondern auf Rache sinnende, denkende Wesen, deren Beweggründe man in gewisser Weise sogar verstehen und nachvollziehen kann.
‚Königstein’ ist sozusagen die Halbzeit der Geschichte. Wer bis hierhin keinen Gefallen an der Serie gefunden haben sollte, wird wohl auch nicht mehr warm damit werden. Kenner erfreuen sich weiterhin an einer insgesamt runden Erzählweise, in der die Handlungsstränge dreier Völker gekonnt miteinander verwoben werden, ohne dabei in irgendeiner Form Partei zu ergreifen. Sprecherseitig hat sich nichts verändert, und es sind auch keine entscheidenden Stimmen dazugekommen, die wirklich von großer Bedeutung für die Geschichte wären.
Auch ‚Königstein’ bleibt dicht an der Buchvorlage und macht entsprechend unglaublich viel Spaß beim Hören. Sprecher, Musik, Effekte, alles befindet sich hier auf einem wirklich hohen Niveau. Weiterhin einziges Manko der Serie ist die Tatsache, dass man erst bei „Elfenwinter“ mit der Erzählung beginnt. Abgesehen davon uneingeschränkt empfehlenswert.