Was für ein Film! THE TEMPEST erschlägt einen quasi mit Bombast, und genau das ist es vielleicht auch, was den Film so schwierig macht: der normale Zuschauer ist so etwas gar nicht mehr gewohnt. Eine Oscar-Nominierung zeigt aber, dass man auch in hohen Kreisen erkannt hat, hier etwas ganz besonderes vorliegen zu haben, und das, obwohl es sich „lediglich“ um die Aufarbeitung eines Theaterstücks von Shakespeare handelt.
Mit Helen Mirren, Felicity Jones und Alfred Molina in den Hauptrollen, dreht Regisseurin Julie Taymor hier ein Spektakel, das sich dreifaltig über dem Zuschauer niederschlägt: Wortgewalt, Bildgewalt, Tongewalt.
Zum Thema Wortgewalt: es ist sicherlich schwer, mit der Wortwahl und der Sprache Shakespeares einen Film zu drehen, aber es funktioniert einfach fantastisch. Selten klangen Sätze so schön, selten war eine Unterhaltung so bewegt und hatte ihren eigenen Schwung.
Bildgewalt: die Special Effects, die für die Fantasy-Elemente des Films verantwortlich sind, sehen klasse aus. Vor allem aber hat man in den Szenen, in denen Prosperia ihre Zauberkraft in Form des Geistes auf andere loslässt, ein Gefühl von Hilflosigkeit. Mit aller Macht wirken hier die Elemente, und man kann sich nicht wehren…
Tongewalt: diese unglaublich intensiven Bilder werden von Musik, Klängen und Geräuschen einfach perfekt untermalt. Es gibt keine Szene, in der man nicht denkt „hier hätte man auch etwas besser machen können“. Anders vielleicht, aber nicht besser.
Zum Inhalt: Prospera sitzt mit ihrer Tochter Miranda auf einer einsamen Insel. Wie sich herausstellt, ist sie eine Zauberin (bzw. ihr untersteht ein Geist, den sie einstmals befreien konnte). Die ehemalige Herzogin von Mailand wurde dort Opfer einer Intrige: ihr Bruder Antonio beschuldigte sie der Hexerei, woraufhin sie ins Exil geschickt wird. Auf der Insel befindet sich Caliban, den sie zunächst wie ihren eigenen Sohn großzieht. Als der sich aber an Miranda vergreifen will, schickt sie ihn in die Wildnis und hält ihn fortan als Sklaven.
Als ihr Bruder Antonio einige Zeit später an ihrer Insel vorbeifährt, sucht Prospera Rache und lässt das Schiff vollständig zerstören und die Passagiere auf ihre Insel bringen, um sie dort dem Wahnsinn anheimfallen zu lassen…
Wenn nicht schon Sprache, Bild- und Tongewalt in Kombination einen absolut sehenswerten Film aus THE TEMPEST machen würden, so wäre spätestens die grandiose Darbietung von Helen Mirren ausschlaggebend. Auch für Leute, die nicht allzu viel mit Shakespeare an sich anfangen können, ist dieser Streifen auf jeden Fall einen Blick wert. Wer sich dann tatsächlich noch dem Zauber der Bilder entziehen kann, der kann schlimmstenfalls ja auch noch abschalten…