XENA! Ein Kriegsschrei liegt auf meinen Lippen, ein verschmitztes Grinsen breitet sich in meinem Gesicht aus. Eine der Fantasy-Serien meiner Jugend erscheint jetzt in einer Sonderedition auf DVD, wie sich das gehört im 4:3-Format, eindeutig nicht in HD-Qualität und auch sonst technisch nicht gerade auf dem neuesten Stand. Aber: interessiert das irgendjemanden? Uns nicht!
XENA war eigentlich ein Charakter aus der Serie „Hercules“ (mit Kevin Sorbo als Schwert schwingenden Helden, der es mit allerlei Monstren etc. aufnahm). Dort ist sie noch eine wilde Kriegerin (die bleibt sie eigentlich ja auch), die raubt und mordet und sich auch sonst nur ungebührlich verhält. Doch Hercules schafft es, die wilde Kriegerin zu bändigen und ihr ins Gewissen zu reden. Komplett geläutert, schwört sie ihrem alten Leben ab, und genau da setzt die erste Folge der ersten Staffel auch an. Man sieht Xena (übrigens gespielt von Lucy Lawless), wie sie ihren Panzer und ihre Waffen vergräbt, als sie in einem Dorf ankommt, das von ihren Leuten heimgesucht wurde. Es ist klar ersichtlich, dass sie nicht vorhat, noch einmal ihre Waffen gegen Unschuldige zu erheben.
Wie der Zufall so will, sind aber noch weitere Plünderer in der Nähe, die sich Sklaven nehmen wollen. Da greift Xena wieder zu ihren Waffen und mischt die Banditen auf… Fortan will sie nur noch für das Gute kämpfen und ihrer Vergangenheit entfliehen – ein Unterfangen, welches ihr im Lauf der Serie sehr schwer gemacht wird, denn ständig wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt…
Die Serienmacher wissen ganz genau, dass eine Person alleine keine Serie stemmen kann, egal, wie gut sie auch sein mag. Deswegen stellt man der mutigen, kampferprobten Kriegerin Xena auch eine weitere Frau an die Seite, die quasi das genaue Gegenteil darstellt. Gabrielle (Renée O´Connor ist bislang wohlbehütet aufgewachsen und will lediglich Abenteuer erleben. Als Xena in ihrem Dorf auftaucht, sieht sie ihre Chance, nicht nur dem tristen Alltag ihres bisherigen Lebens, sondern auch der ihr aufgezwungenen Hochzeit mit einem Mann, den sie nicht liebt, zu entfliehen.
XENA ist, genauso wie vorher schon „Hercules“ ziemlich trashig, das kann wohl niemand widerlegen. Die Kostüme sind nicht zeitgemäß, es werden zwar historische Personen erwähnt, viele antike Mythen und Legenden beigemischt und kunterbunt zusammengewürfelt, alles in allem passt das aber nicht wirklich sauber zueinander. Das spielt aber auch keine Rolle, denn XENA hat als Serie nie den Anspruch gehabt, Bildungsprogramm zu sein (und wer sich bis dahin überhaupt gar nicht mit der antiken Mythologie Griechenlands auseinandergesetzt hat, der wird sogar stellenweise gebildet, wenn auch nicht immer 100% korrekt). Bei XENA geht es um Action, aber genauso um Tugenden wie Mut, Ehrlichkeit, Freundschaft, etc.
Im Verlauf der sechs Staffeln erfahren wir viel über Xena, ihre bewegte Vergangenheit, ihre Familie, aber auch über ihre Feinde. In sich sind die einzelnen Folgen zwar jeweils abgeschlossen und es wird keine in erster Linie chronologische Geschichte erzählt, die Hintergründe haben aber jeweils einen chronologischen Bezug, sodass man nicht wahllos irgendwelche Folgen schauen sollte, sondern sich bei Interesse wirklich von Anfang bis Ende vorarbeiten muss, um alles zu verstehen.
Ich bin mir relativ sicher, dass XENA in erster Linie von Nostalgikern gekauft werden dürfte, die diese Serie zu ihrer Erstausstrahlung im Fernsehen gesehen haben. Wer aber auf historisch angehauchte Fantasygeschichten steht, sollte XENA definitiv eine Chance geben. Wer nicht gleich tief in die Taschen greifen will, kann sich beispielsweise auf Youtube einzelne Szenen (und teilweise auch ganze Folgen) anschauen. Wem das dann gefällt, der kann gefahrlos zugreifen, denn die Sonderedition der Staffeln 1-6 ist wirklich schick aufgemacht und bildet auf der Rückseite der DVD-Boxen nebeneinandergestellt das Xena-Logo. Das macht sich in der DVD-Sammlung doch wirklich gut, oder?