Die entscheidende Frage wird mal gleich vorab geklärt: ja, MODERN WARFARE 2 ist die neue Referenz in Sachen Egoshooter auf Konsole. Mir wäre zumindest kein Videospiel bekannt, dass es in technischer Hinsicht, in Bezug auf das Konzept oder die Inszenierung mit diesem Vorzeigetitel aufnehmen könnte. Natürlich gibt es auch die eine oder andere Kleinigkeit, die man hätte verbessern können, aber wer achtet schon auf diese ganzen Feinheiten, wenn der Löwenanteil so überzeugend ist?
Normalerweise beschränke ich mich bei Kritiken in der Regel entweder auf den Singleplayer-Modus, oder aber (in seltenen Fällen) auf den Multiplayer-Faktor, wenn ein Spiel nur da richtig auftrumpfen kann. Bei CALL OF DUTY: MODERN WARFARE 2 wäre es eine Beschneidung in jeglicher Hinsicht, würde man entweder das eine oder das andere unter den Teppich kehren. Da der Kampagnenmodus zudem nur im Singleplayer spielbar ist, haben sich die Entwickler etwas ganz besonderes einfallen lassen und bieten mit dem Special Operations Modus eine dritte Form der Spielenutzung an, bei der kooperativ einzelne Missionen erfüllt werden können, entweder über eine Onlineverbindung oder aber via Splitscreen. Doch dazu später.
Zum Inhalt: Der sechste Teil der Call Of Duty-Reihe spielt wieder in einer nicht allzu fernen Zukunft, genauer gesagt steigen wir 5 Jahre nach den Ereignissen aus Modern Warfare 1 wieder ins Boot derjenigen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, dem weltweiten Terror Einhalt zu gebieten. Um für die nötige Abwechslung zu sorgen, begleiten wir nicht etwa die ganze Zeit nur einen Protagonisten, sondern im Verlauf des Spiels schlüpfen wir insgesamt in die Rolle von vier unterschiedlichen Personen. Sicherlich abwechslungsreich, allerdings auch stark hindernd, wenn man sich versucht, in die Rolle hineinzuversetzen.
Vladimir Makarov, dem terroristischen Nachfolger von Imran Zahkaev (aus Teil 1), gelingt es, durch ein Täuschungsmanöver den Krieg in die USA zu tragen. In der häufig schon in anderen Medien diskutierten Flughafen-Szene des Spiels verübt ihr als Undercoveragent zusammen mit Makarov und seinen Leuten als Amerikaner getarnt auf dem Moskauer Flughafen ein Attentat, bei dem wahllos auf Zivilisten und Flughafensicherheit gefeuert wird… Sicherlich sind hier die Grenzen des guten Geschmacks bewusst übertreten worden, um die Grausamkeit des Terrors deutlich zu machen und klarzustellen, warum ein sofortiges Eingreifen unabdingbar ist, ob das in der Form wie im Spiel hätte geschehen müssen, bleibt dahingestellt. Zumindest bietet das Spiel die Option, diese Szene zu überspringen, und in der deutschen Version endet das Spiel mit einem GameOver-Bildschirm, solltet ihr ebenfalls das Feuer auf die Zivilisten eröffnen (in wie weit da in der Realität die Tarnung aufrecht bleiben würde, steht ebenfalls auf einem gänzlich anderen Blatt Papier).
Als Antwort darauf reagieren die Russen mit einem gewaltigen Luftschlag gegen die USA, Washington wird völlig dem Erdboden gleich gemacht.
Als Spieler hastet ihr durch verschiedenste Terrains, auf der Jagd nach Makarov oder Hinweisen auf seinen Aufenthalt, um irgendwelche Verbündete zu schützen oder zu retten, etc. Die bombastische Inszenierung und das Tempo, das hierbei eingeschlagen wird, täuscht über den etwas dünnen Plot hinweg und lässt euch schnell vergessen, wer ihr seid, warum ihr unterwegs seid und was genau ihr gerade tut. Von daher sind dann auch die logischen Mängel, die das Spiel aufweist, schnell vergessen. Apropos schnell: das gesamte Spektakel (und ein Spektakel ist es wirklich) ist viel schneller vorbei, als einem normalerweise lieb wäre, wenn da nicht noch die anderen Spielmodi wären, die ebenfalls mehr als nur gut sind.
Wie bereits erwähnt: beim Spec Ops-Modus zieht ihr alleine oder zu zweit los, online oder offline via Splitscreen. Die Aufgaben sind zumeist denkbar simpel und ähneln häufig auch Missionen aus der Kampagne. Ihr könnt, je nach Schwierigkeitsgrad, pro Mission bis zu drei Sterne verdienen, und für eine bestimmte Anzahl von Sternen oder nach Bewältigung einer bestimmten Anzahl von Missionen erreicht ihr auch Achievements, Erfahrungspunkte für den offiziellen Multiplayerpart könnt ihr hier allerdings nicht sammeln. Wer es gerne strukturiert und kooperativ mag, wird sich hier schnell zu Hause fühlen, auch wenn das Gefühl, eine wirkliche Geschichte zu durchleben, eigentlich spannender ist als einzelne Missionen.
Bleibt also noch der „normale“ Multiplayer. Sonderlich viel hat sich hier im Vergleich zu Call Of Duty 4 oder World At War nicht verändert. Abgesehen von neuen Fertigkeiten und Waffen spielt ihr immer noch rundenbasierte Matches in den bekannten Spieloptionen wie Team Deathmatch etc., sammelt durch jede Aktion Erfahrungspunkte, durch die ihr nach und nach in den militärischen Rängen aufsteigt und Zugriff auf neue Waffensysteme erhaltet. Für die einzelnen Waffengattungen könnt ihr Aufgaben erfüllen, für einzelne Waffen könnt ihr Erfolge erzielen und somit bessere Ausstattung und Aufsätze erhalten. Das wars eigentlich schon. Dieses Prinzip birgt aber einen so riesigen Suchtfaktor, dass man sich nur schwer von der Konsole lösen kann… Nur noch diese eine Herausforderung schaffen, nur noch 4 Abschüsse mit dieser ganz bestimmten Waffe, nur noch 3x aus der Hocke treffen, etc.
CALL OF DUTY: MODERN WARFARE 2 ist in vielen Dingen das neue Maß aller Dinge im Bereich Egoshooter. Sieht man von der recht kurzen Spielzeit im Singleplayer und den dortigen inhaltlichen Schwächen in der Story ab, wäre das Spiel nahezu fehlerfrei. Eine wahnsinnig gute Optik, ein starker Sound und ebenso ein nicht zu verachtender Soundtrack sorgen für dauerhaften Spielspaß, knifflige Herausforderungen im SpecOps sowie das perfekt durchdachte Multiplayergaming sorgen für schlaflose Nächte. Gelingt es den Machern, diese Perfektion beim nächsten Ableger auch in den Bereich Inhalt und Logik der Kampagne zu bringen, wird sich unweigerlich die Frage stellen müssen, wie man das dann noch toppen sollte. Nicht umsonst hat MODERN WARFARE 2 schon in den ersten Verkaufstagen sämtliche Rekorde gebrochen und alle anderen Shooter in ihre Schranken verwiesen.