Es gibt wahrscheinlich keine Rennspielserie, die heißer vergöttert wird als Gran Turismo. Grund hierfür dürften die Tuningoptionen an den Fahrzeugen, die einmalig gute Physikengine und die realistischen Modelle für Autos und Strecken sein. Andererseits gibt es mit Sicherheit genauso viele Hasser dieser Reihe, die mit der Fahrsimulation nicht zurecht kommen und sich viel mehr ein arcadelastiges Spiel wünschen. Beide haben Recht, und daran wird auch GRAN TURISMO 5 PROLOGUE wahrscheinlich nichts ändern.
Für die Hasser sei, bevor es tiefer in die Materie geht, folgendes gesagt: der neueste Teil wartet mit einem Arcade-Modus und der Option auf Online-Rennen gegen bis zu 15 andere Spieler auf, und die Fahrzeuge lassen sich eigentlich im Vergleich zu manchem Vorgänger recht locker steuern. Das fördert natürlich den anfänglichen Spielspaß ungemein, und man kommt deutlich besser ins Geschehen als üblich.
Dass die neue Physikengine des Spiels auch ohne Schadensmodelle alles bisher da gewesen schlägt, dürfte klar sein, und auch die Autos erstrahlen in einer nicht gekannten Detailtreue. Die Strecken sind einfach nur ein Augenschmaus, Grashalme wehen, Menschen diskutieren am Straßenrand, der Asphalt zeigt selbst feinste Risse, grelles Gegenlicht blendet einen bei der Ausfahrt aus einem Tunnel, kurz: ins eigene Auto steigen ist kaum realistischer.
Was auf der einen Seite als Vorteil gesehen werden kann, ist allerdings ebenso mit Nachteilen behaftet. Das anfängliche Startkapital reicht für ein recht passables Auto aus, mit dem man locker die ersten Rennen gewinnen kann. Vom Preisgeld kauft man sich dann das nächst bessere Auto, etc. Leider ist hierbei dann aber der fahrerische Anspruch nach unten geschraubt worden. Apropos geschraubt: wer die Tuningoptionen aus den letzten Vollversionen liebte, wird hier leider enttäuscht. Zwar gibt es die Möglichkeit, an den Fahrzeugeinstellungen ein wenig zu drehen, aber Tuning im Sinne von größerer Motorleistung, besserem Bremssystem, anderem Fahrgestell, Zahnkränzen etc. sucht man hier vergebens. Ebenfalls gibt es auch keine Fahrlizenzen mehr zu bestehen, ab ins Auto und rein in die erste Rennserie heißt die Devise. Die muss man allerdings erst durchspielen, bevor es in Kategorie B (und analog dort dann in Kategorie C) geht.
Ähnlich, wie die Demoversion vorab schon Lust auf mehr geweckt hat, ergeht es mir ähnlich mit GRAN TURISMO 5 PROLOGUE: es macht Spaß, hat ein gewisses Suchtpotential, aber so richtig zufrieden stellen will es einen nicht. Dafür sind die Möglichkeiten weiterhin zu stark eingeschränkt im Vergleich zu dem schier unendlich großen Teil 4. Gerade einmal 70 unterschiedliche Autos (jaja, das ist schon ne ganze Menge, aber in der Vollversion 5 sollen es über 900 werden), 6 Strecken, kein Tuning, nur wenige Rennveranstaltungen… Als Überbrückung der Durststrecke bis Ende 2008 / Anfang 2009, wo dann Gran Turismo 5 erscheinen soll, taugt der Prolog eventuell, wer sich aber bislang noch nicht mit dem Spiel auseinandergesetzt hat, sollte unter Umständen lieber die Version 4 kaufen und die bis zum Exzess spielen, um dann vom Nachfolger richtig weggeblasen zu werden.