Und nach Bioshock 2 gleich noch ein zweiter Teil, diesmal dreht es sich um das SciFi-Rollenspiel MASS EFFECT 2 aus dem Hause Bioware. Schande über mein Haupt, aber Teil 1 ist bislang gänzlich an mir vorbei gezogen, hatte ich bislang (wohlbemerkt: bislang) die Stellung bezogen, dass man Rollenspiele nur in Kombination mit Fantasy wirklich gut auf die Beine stellen kann. Glücklicherweise macht MASS EFFECT 2 genau das, was mich auch schon bei Fallout 3 überzeugen konnte: dem Rollenspiel wird eine gehörige Portion Shooter beigepackt, sodass das Spielvergnügen sich vollends entfalten kann, und man mit dem eigenen Geschick den Ausgang der Kämpfe maßgeblich beeinflussen kann, und nicht an irgendwelchen Tech-Unwissenheiten scheitert.
MASS EFFECT 2 startet gleich richtig bombastisch. Wir erleben das Ende des ersten Teils als spielbare Wiederholung und uns wird somit eine Überleitung von Teil 1 zu Teil 2 geboten, die auch verständlich ist, wenn man direkt bei 2 startet. Unser Raumschiff wird völlig zerstört, wir selbst schweben durch das Weltall, wohl wissend, dass dies unser Ende sein wird…
Fast schon bin ich der Meinung, ich hätte innerhalb der ersten zwei Spielminuten einen schwerwiegenden Fehler begangen und würde gleich mit einem Abspann oder Game Over beglückt, aber weit gefehlt. Das war nur ein kleiner Appetitanreger, denn das eigentliche Spiel startet nun erst.
Die Organisation Cerberus hat uns in zweijähriger Arbeit mühselig wieder zusammengeflickt, um uns in den Kampf zu schicken. Eine Alienrasse, die auf den Namen Kollektoren hört, reist von Kolonie zu Kolonie und hinterlässt diese als Geisterstädte. Unsere Aufgabe ist es, ein Team zusammenzustellen, das der Gefahr durch die Kollektoren die Stirn bieten kann.
Hierzu bereisen wir entfernte Galaxien, erforschen unbekannte Planeten auf der Suche nach für Forschung und Entwicklung wichtigen Rohstoffen (und ggf. geheimen Nebenmissionen, die als Anomalien auf unseren Scannern auftauchen), suchen auf den Planeten und Raumstationen nach Technik-Upgrades, neuen Waffensystemen, und stellen wie gesagt nach und nach unsere Crew zusammen. Die Crewmitglieder müssen entweder aus einer misslichen Lage befreit werden, oder man muss ihnen zunächst einen Gefallen tun, bevor sie sich uns anschließen. Zudem ist auch die Interaktion mit unserem Team wichtig, denn alle haben unterschiedliche Fähigkeiten, die es einzusetzen gilt…
Wenn man MASS EFFECT 2 etwas anlasten will, dann ist es die Tatsache, dass die Steuerung teilweise ein wenig überfrachtet wirkt. Im heißen Feuergefecht den Überblick zu behalten, welche Fähigkeit der einzelnen Mitglieder nun wann und wie eingesetzt werden sollte, die Leute zu positionieren und dabei selbst auch noch den Überblick zu bewahren und immer ausserhalb der Schusslinie zu bleiben, kann schon etwas viel werden, und nur zu häufig beobachte ich mich dabei, wie ich, statt besonnen an die Sache heranzugehen, in One-Man-Army-Haltung alleine losstürme und auf Rückendeckung hoffe.
Die Story selbst mit all seinen Hintergrundinformationen zu den einzelnen Planeten, Alienrassen, Konflikten und Vorurteilen, sucht ihresgleichen. Die unterschiedlichen Charakterklassen schreien danach, separat ausgetestet zu werden, was einem Anreiz zum mehrfachen Durchspielen gleich kommt. Zudem habt ihr, wie inzwischen für Rollenspiele typisch, in den Interaktionen und Gesprächen häufig die Möglichkeit, entweder rechtschaffen-freundlich oder aggressiv-böse vorzugehen. Beides hat Auswirkungen auf den weiteren Spielverlauf und das Verhalten der anderen Charaktere euch gegenüber.
Die Grafik im Spiel selbst und die aufwendig inszenierten Cutscenes sind einfach grandios. Insbesondere die Emotionen, die man aus den Gesichtern der Menschen herauslesen kann, sind besonders gut getroffen. Auch die Aliens verfolgen eine gewisse Mimik, hier wäre es aber sicherlich gefährlich, irgendeine bestimmte Emotion hereindeuten zu wollen. Die Gestaltung der unterschiedlichen Alienrassen ist vergleichbar mit der Vielfalt aus Star Wars.
Die Synchronisation macht ebenfalls einfach nur Spaß, da man nicht nur inhaltlich, sondern auch stimmlich versucht hat, den Figuren möglichst viel Leben einzuhauchen. Wer nicht weiß, was damit gemeint ist, sollte einfach mal gänzlich abseits von Hauptmissionen oder Nebenmissionen mit anderen Spielfiguren Small Talk halten.
Die Kombination aus Rollenspiel und 3rd-Person-Shooter geht voll auf. Die kurzen Hacker-Einlagen lockern das Spielgeschehen auf, und selbst das zeitaufwendige und teilweise auch etwas langweilige Planetenscannen, um Rohstoffe in die eigene Kasse zu spülen, hat seinen gewissen Reiz. MASS EFFECT 2 macht alles richtig, was man im Moment bei einem spannenden Actionspiel richtig machen kann, und bietet zudem eine unglaublich lange Spielzeit bei einmaligem Durchspielen, die ganz getrost durch die unterschiedlichen Charakterklassen noch einmal multipliziert werden darf. Perfekt!