Bislang war die Euphorie um RESIDENT EVIL für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Teil 1 hatte ich noch auf der PS1 angespielt, irgendwann dann aber frustriert den Controller zur Seite gelegt. Damals für mich zu schwer, zu langatmig, zu aufwendig. Wer will schon ein Spiel spielen, bei dem man nie genug Munition hat, um zu überleben?!? Teil 2 wurde übersprungen, Teil 3 landete als PC-Variante bei mir. Oh, ein Vorab-Level, durch das man für das Spiel Bonusgegenstände freischalten kann? Super, genau das brauche ich. Nach mehreren erfolglosen Anläufen, hier auch nur ein Bein an den Boden zu bekommen, wurde der Titel wieder deinstalliert. Teil 4 wurde bei einem Freund kurz angetestet, für besser befunden, aber nicht weiter beachtet. Jetzt liegt RESIDENT EVIL 5 auf dem Tisch, und haut mich einfach schlichtweg um.
Schon nachdem ich die Demolevel im Koop-Modus angespielt hatte, wusste ich, dass da ein ganz großes Spiel auf mich zukommt. Selten war eine Story so packend, das Teamplay von so entscheidender Rolle, Absprache so wichtig, das gegenseitige Aushelfen mit Munition und Medipacks (hier in Form von Kräutern und Erste-Hilfe-Spray) überlebensnotwendig. Auch wenn ich ehrlich gesagt an beiden Demo-Levels gescheitert bin, war ich fest dazu entschlossen, dieses Spiel zu packen. Ehrgeiz ist bei mir, um ehrlich zu sein, eher ein Fremdwort im Bereich Videospiele. Entweder, ein Spiel liegt mir, oder aber es landet in der Ecke. Dass ich wieder und wieder am selben Gegner verzweifle, ist mir bislang fast noch nie vorgekommen. Mit RESIDENT EVIL 5 hat sich auch das geändert.
Ihr schlüpft in die Rolle von Chris Redfield, der in Afrika in einem Dorf nach dem Rechten schauen muss. Kurz darauf erhaltet ihr Unterstützung durch Sheva Alomar, die fortan a.) durch KI, oder aber, und das empfehlen wir b.)von einem zweiten Spieler gesteuert wird. Hier habt ihr die Wahl, ob ihr online mit Freunden (oder solchen, die es noch werden wollen) oder offline im SplitScreen-Modus spielen wollt. Egal wie: das Multiplayer-Element dieses Spiels ist unglaublich fesselnd.
Wie soll es auch anders sein? Afrika ist fest in Zombie-Händen. Wer sich mit Zombiefilmen ein wenig mehr beschäftigt hat, wird den Trend mitbekommen haben, dass aus den trägen, hirnlosen Monstern, die nur von Fresssucht und Mordlust angetrieben sind, mittlerweile schnelle, intelligente Jäger geworden sind, die eine echte Bedrohung darstellen. Genau das lässt sich auch bei RESIDENT EVIL erkennen: die Horden, mit denen ihr es im Laufe des Spiels zu tun bekommt, sind durchaus gut gerüstet mit allem, was man im heimischen Schrank so findet: von Schaufeln über Flaschen bis hin zu Armbrüsten und Dynamitstangen kann euch so ziemlich alles entgegengestreckt werden, um euch den Garaus zu machen.
Nach einer kurzen Eingangs-Sequenz, in der ihr euch auf die Schnelle mit der Steuerung vertraut machen könnt, geht die Action direkt los, und die Spieldynamik legt von diesem Moment an von Sekunde zu Sekunde zu. Bis ihr das erste mal das Gefühl habt, euch ein wenig ausruhen zu können, vergehen mehrere Kapitel. Bis dahin schießt, prügelt oder säbelt ihr euch den Weg frei, bekommt es mit einigen dicken Brocken zu tun, die nur schwer zu knacken sind, sucht regelmäßig nach Munition („Wer will schon ein Spiel spielen, bei dem man nie genug Munition hat, um zu überleben?“ -> ICH!), und werdet durch den Terror, der euch bei RESIDENT EVIL 5 stets begleitet, dazu übergehen, jede Ecke mit äusserster Vorsicht zu umrunden, jede Tür nur nach Absicherung durch den Partner zu öffnen, und regelmäßig zu schauen, was der andere Spieler so treibt, um ihm/ihr ggf. den Rücken zu decken oder den Allerwertesten zu retten.
Neben den Levels, in denen ihr aus der Verfolgerperspektive und mit Laserzielsucher zu Fuß auf die Jagd geht, warten auch noch ein paar Abschnitte auf euch, in denen ihr von der Ladefläche eines Jeeps mit fest montierten MG´s auf die ebenfalls motorisierten Zombies schießt.
In manchen Schlüsselsequenzen, die in vorab gerenderter Grafik präsentiert werden, müsst ihr mittels Quicktime-Event blitzschnell reagieren, um dem Tod von der Schippe zu springen.
Lange hat mich kein Spiel so dermaßen gefesselt wie RESIDENT EVIL 5. Zudem ist die Option mit dem Multiplayer dermaßen spaßig, dass man eigentlich nicht darauf verzichten will und entsprechend notgedrungen immer auf seinen Coop-Partner angewiesen ist, um die packende Story weiter zu verfolgen. Es hat vier Teile gedauert, bis auch ich überzeugt wurde, aber jetzt grübel ich ernsthaft darüber nach, die PS1 wieder auszupacken, zu entstauben und mich dem ersten Teil zu stellen…