Ich würde gerne eine unbefangene Rezension schreiben zu REMEMBER ME, aber nachdem ich ins Neo-Paris 2084 reingeschaut habe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die Erinnerungen, die ich an das Spiel habe, auch wirklich meine sind, oder ob Capcom mir diese in mein Gedächtnis eingepflanzt hat. Mit einer gelungenen Mischung aus Matrix, Total Recall und Blade Runner entführen euch die Macher in die Zukunft in 71 Jahren. Ihr kommt zu euch als Nilin, eine junge Frau, die sich gerade an gar nichts erinnern kann. Wie das kommt? Lest selbst.
Wir schreiben das Jahr 2084. Ein Konzern hat eine Technologie entwickelt, mit der man das menschliche Gedächtnis beliebig manipulieren kann. Ursprünglich dazu gedacht, den Menschen ein fröhlicheres Leben zu ermöglichen (schlechte Erinnerungen raus, schöne Erinnerungen rein), bietet diese Technologie allerdings auch unglaubliche Manipulationsmöglichkeiten. Und so kommt es, dass irgendwann ein Widerstand entsteht, dessen Teil ihr gewesen zu sein scheint, denn euer Gedächtnis wurde komplett gelöscht und soll ersetzt werden. Doch bevor ihr zu einem neuen Menschen werdet mit neuen Erinnerungen, hackt sich jemand in das System und teilt euch mit, dass ihr dringlich fliehen müsst. Hart angeschlagen, erschöpft und verwirrt macht sich Nilin also auf den Weg, ihr Gedächtnis wieder zu bekommen und denjenigen das Handwerk zu legen, die ihr das angetan haben. Dabei muss sie ihre alten Fähigkeiten wiedererlangen, um sich zur Wehr setzen zu können. Doch wem darf sie überhaupt trauen?
Zunächst einmal: das Setting von REMEMBER ME hat mich überzeugt, auch wenn manche Wegmarken einfach zu offensichtlich waren und man sich schon fast gefragt hat, warum die „laufe von A nach B“-Abschnitte nicht gleich als Skript abgelaufen sind. Den richtigen Weg müsst ihr eigentlich nie suchen, so sehr werdet ihr hier bei der Hand genommen. Ebenfalls ein Punkt, der nicht so gut gelungen ist: eben noch schleppt sich Nilin mühselig durch die Gänge eines Labors, verängstigt, verwirrt, körperlich am Ende, und im nächsten Moment hüpft sie durch einen Luftschacht, landet zwischen ihr nicht wohlgesonnen Kreaturen herum und beginnt, diese nach allen Regeln der Kunst zu verprügeln. Dabei ist das Kampfsystem mit seinen individuell zusammenstellbaren Kombos sicherlich ganz nett (auch wenn man im Endeffekt nicht wirklich frei in seiner Wahl ist), aber der plötzliche Wechsel zwischen Opfer und Powerfrau ist etwas zu abrupt.
Klettern und prügeln sind die Hauptbeschäftigungen in REMEMBER ME. Hierbei sind weder ersteres noch zweites von besonders überragender Qualität oder in irgendeiner Form extrem fordernd. Letztendlich gibt es ein paar Zwischengegner sowie ganz selten auch Endgegner, die mit bestimmten Taktiken besiegt werden müssen. Je weiter ihr im Spiel voran schreitet, beherrscht ihr zusätzliche Aktionen, mit denen ihr eure Umwelt manipulieren könnt. Besonderes Highlight sind die leider viel zu seltenen Momente, in denen ihr euch in das Gedächtnis eines Fremden hackt und dort die Erinnerungen dahingehend manipulieren müsst, dass ein völlig anderes Endergebnis im Kopf abgespeichert wird, welches euch neue Türen öffnet. Sicherlich ist dieses Minispiel, in dem ihr eine Filmsequenz beliebig oft vor- und zurück spult und auffällige Punkte anklickt, ein reines Trial-and-Error-Rätselspiel, aber es macht schon unglaublich viel Spaß zu sehen, was für unterschiedliche Varianten man hier durchgespielt hat.
Wer auf Action-Adventure steht, die eine gute Story zu erzählen haben und in denen es nicht primär um das Spielen selbst, sondern eher um die Botschaft des Spiels geht, der ist bei REMEMBER ME bestens aufgehoben. Das Spiel wurde in mehreren Sprachen synchronisiert, allerdings hat man hier scheinbar nicht so viel Wert darauf gelegt, Lippenbewegungen und Sprache übereinander zu legen. Das reine Hörerlebnis ist gut, schaut man dabei auf den Monitor und achtet auf diese Details, fällt es einem schon auf. Grafik, Gameplay, und Steuerung sind allesamt keine absoluten Highlights, aber irgendwie ist in sich alles stimmig und der Titel hat bei mir einen durchweg positiven Eindruck hinterlassen, weil es eben auch keine Bereiche gibt, die mir wirklich negativ aufgestoßen sind. Nach ‚Tomb Raider‘ gleich das nächste Spiel mit einer Titelheldin, das eine wirklich überzeugende Geschichte zu erzählen hat, die einen fesselt. So muss das sein!