Die Welt ist in Gefahr, und nicht einer, nicht zwei, nicht drei, nicht…, sondern einhundertundein Helden sind nötig, um sie zu retten. Wobei das eigentlich eine Mogelpackung ist, denn im engeren Sinn betrachtet flitzen da nur 100 Helden durch die Level, die aber von euch, der Nummer 101, gesteuert werden… Willkommen bei THE WONDERFUL 101. Völlig zu Recht stellt man sich nun vielleicht die Frage, wie man in einem Actionspiel die Kontrolle über 100 Figuren behalten will, ohne dass das ganze zu taktisch wird. Der Trick: die WONDERFUL 101 arbeiten als Team, einer ist der Teamleiter (und den steuert ihr direkt), der Rest schließt sich dem an, und im Bedrohungsfall können die Truppen durch Spezialanzüge zu überdimensionalen Waffen morphen. Also los…
Eine Roboter-Armee unter der Führung von Geathjerk hat die Erde angegriffen, und THE WONDERFUL 101 sind die einzigen, die ihnen noch Einhalt gebieten können. Der Kampf wird in Blossom City entschieden, dem geheimen Stützpunkt der weltweit kooperierenden Spezialeinheit. Die einzelnen Agenten sind eigentlich ganz normale Menschen, die sich im Bruchteil einer Sekunde in ihr Superhelden-Kostüm pellen können, und zwar auf Knopfdruck. Hierbei bekommen sie so einfallsreiche Namen wie „Wonder-Red“, „Wonder-Blue“, „Wonder-Green“, etc.
Jeder Agent hat dabei seine ganz eigene Superpower, zu der er seine Begleiter morphen kann. Während Red mit einer riesigen Faust zuschlägt und damit auch schwere Schalter umlegen kann, schleppt Blue ein Schwert mit sich herum, Green hat eine Projektilwaffe, … Die Truppen werden durch „Aushilfshelden“ aufgestockt, hierzu müsst ihr lediglich Zivilisten in den Straßen vor den Robotern retten, den Rest erledigt euer Anzug. Je mehr Leute euch begleiten, umso mächtiger werden eure Waffen und umso besser könnt ihr die Unite-Morph-Fähigkeiten einsetzen. Hierbei schließt ihr euch zu Ketten zusammen, mit denen ihr Abgründe überwindet, klettert auf Gebäude, etc.
THE WONDERFUL 101 spielt sich wie ein klassisches Action-Spiel, was nicht weiter verwundert, denn Feder führend sind hier Hideki Kamiya als Director und Atsushi Inaba als Produzent, und wenn man sich anschaut, was diese beiden Herren bereits alles so für Videospiele produziert haben, schlackern einem die Ohren (Devil May Cry, Resident Evil, Bayonetta, …). Die Idee, mit vielen kleinen Figuren, aber eigentlich einer Steuerung zu arbeiten, erinnert ein wenig an Pikmin oder die Minions aus Overlord, aber es gibt im Endeffekt einen wichtigen Unterschied: was eure Teammitglieder gerade machen, entscheidet sich durch eine kleine, simple Zeichnung auf dem GamePad. Ihr braucht die Faust von Red? Malt einen Kreis. Ihr braucht ein Schwert? Ein senkrechter Strich hilft Wunder. Eine Schusswaffe? Ganz schnell eine stilisierte Pistole zeichnen…
Die Eingabe ist sehr einfach, bringt aber eine völlig neuartige Spielerfahrung mit sich. Grafisch ist der Titel auf einem unterhaltsamen Comic-Stil eingeschossen, der durch die simplen One-Liner der Protagonisten, die zwar im Team arbeiten, aber allesamt so sehr von sich selbst überzeugt sind, dass sie der Meinung sind, sie wären der einzig würdige Teamleader, auf witzige Weise unterstützt wird.
Alles könnte perfekt sein, wären da nicht diese wenigen Momente, in denen eure Truppe in Gebäude tritt. Keine Ahnung, was man sich dabei gedacht hat. Das Spielgeschehen auf dem Fernseher zeigt euch weiterhin eine Vogelperspektive, man sieht also exakt nur das Gebäudedach. Das eigentliche Spielgeschehen wandert auf das Display des GamePad in eine Ego-Perspektive. Hinzu kommt eine absolut störrische Kamera, die es euch nicht nur schwer, sondern teilweise sogar fast schon unmöglich macht, herauszufinden, was genau ihr dort drinnen erledigen sollt. Die Bossgegner sind im Vergleich hierzu ein Kinderspiel. An dieser Stelle hätten spätestens die Betatester Alarm geben müssen. Eine deutliche Schwachstelle in diesem ansonsten sehr runden Spielgeschehen.
THE WONDERFUL 101 patzt wirklich nur in diesem einen Bereich, alles andere macht unglaublich viel Spaß, vor allem hat man das Gefühl, dass das GamePad der Wii U-Konsole wirklich sinnvoll und bedacht eingesetzt wurde. Wir würden das Spiel jetzt nicht unbedingt als System Seller bezeichnen, aber umgekehrt wird absolut ein Schuh draus: wer eine Wii U sein Eigen nennt, sollte sich unbedingt THE WONDERFUL 101 zulegen. Derzeit sicherlich eines der stärksten Spiele für diese Konsole…