Als ob sie nicht schon genug heiße Eisen im Feuer hätten, versucht sich das Label Folgenreich jetzt auch im Krimi-Sektor mit der neuen Serie MORGENSTERN, deren erste Folge „Leben und Sterben“ heißt. Entgegen der sonst üblichen Hörspielform wählt man hier eine inszenierte Lesung, was mit dieser Geschichte aber soweit perfekt funktioniert und uns von der ersten bis zur letzten Sekunde fesseln konnte. Der namensgebende Titelheld Christian Morgenstern (nicht verwandt mit dem Schriftsteller) ist ein ehemaliger Polizist, der nach einer Nahtoderfahrung seine eigene Detektei in Potsdam gegründet hat. Die Vorzüge, sich nicht mehr an Dienstvorschriften halten zu müssen, keine Weisungen mehr entgegennehmen zu müssen und auch ansonsten frei in den Entscheidungen zu sein, muss er allerdings gegen eine ständige drohende Geldnot eintauschen. Wer selbstständig arbeitet, arbeitet nun einmal selbst und ständig!
Das Drehbuch zu MORGENSTERN stammt aus der erfahrenen Feder von Raimon Weber, der auch gleich die Sprachregie geführt hat, und als Sprecher für die Geschichte hat man Olaf Reiz verpflichtet, der der Hauptfigur (und einem Großteil der restlichen Figuren) seine Stimme leiht und aus der Ich-Perspektive die Geschichte erzählt. Dieses Schema wird lediglich durch Walter Wiegand durchbrochen, der ebenfalls eine nicht ganz unwichtige Sprecherrolle hat.
Was an Spannung hier geboten wird, wird eigentlich lediglich durch die Anzahl der vielen unterschiedlichen Handlungsstränge überboten, die der erste Teil dieser Serie bietet. Nicht nur, dass die Hauptfigur und ein paar wichtigere Nebenfiguren recht gut vorgestellt werden, sodass man sich schon sehr schnell mit den Figuren identifizieren kann. Auch nimmt Morgenstern den Auftrag einer Kanzlei an, das ein Objekt zu beschatten hat, welches mutmaßlich von Obdachlosen besetzt wird, was den Wert der umliegenden Gebäude schmälert. Unlängst musste Morgenstern eingreifen, als ein Dealer eine Gruppe Jugendlicher angegriffen hat, ziemlich eindeutig unter dem Einfluss der neuen Modedroge Crystal Meth, und auch die Obdachlosen in dem Haus scheinen von dem Teufelszeug abhängig zu sein. Zusammen mit einem Freund steht er in einer Kneipe einer jungen Frau bei, und auch die soll noch von wichtiger Bedeutung sein in Bezug auf diese Droge…
Es werden zwar ein paar Handlungsstränge zu Ende geführt, aber schon nach einer Folge ist klar, dass MORGENSTERN auf eine längere Handlung konzipiert ist und einen fortlaufende roten Faden haben wird, denn viele Dinge werden auch nicht zu einem konkreten Abschluss geführt und lassen Raum für Spekulationen, wie es in den folgenden Episoden weiter geht.
Wir sind offenkundig überrascht, wie sehr uns diese Lesung in ihren Bann zu ziehen vermag, und schon nach wenigen Minuten fällt einem gar nicht mehr auf, dass hier nur ein Sprecher aktiv ist, denn Olaf Reiz ist in der Lage, seine Stimme der jeweiligen Situation oder Figur entsprechend anzupassen. Mit Spannung erwarten wir den zweiten Teil „Todeszone Sinai“, die hoffentlich auch bald ihren Weg in die Händlerregale finden wird.