Regisseur Raimund Huber fackelt in DRAGONWOLF ein Action-Feuerwerk par excellence ab. Gleichwohl, die Geschichte von zwei Freunden, die wie Brüder zusammen aufwachsen und letzten Endes wegen einer Frau plötzlich Spinne Feind sind, ist alles andere als neu und wird auch nicht gerade sonderlich spannend erzählt. Langeweile kommt deswegen aber trotzdem nicht auf. Wenn nicht gerade Fäuste, Klingen oder Kugeln fliegen, geizt man hier nicht mit nackten Tatsachen, die nach einer gewissen Zeit allerdings schon fast etwas Vorhersehbares haben: Gefecht vorbei, Szenenwechsel, Kleidung runter! Geht dieses Konzept alles in allem trotzdem auf?
Julius (Johan Kirsten) wird in seiner Kindheit von Mozart (Kazu Patrick Tang) bei einer Prügelei gerettet, wobei der fast dabei drauf geht. Der Junge wird allerdings von einem Schamanenzauber behütet, was wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt aber nur der Zuschauer weiß, die Zusammenhänge werden jedenfalls wie mit dem Holzhammer eingeprügelt. Egal, weiter im Text. Fortan sind Julius und Mozart beste Freunde und gehen zusammen durch Dick und Dünn. Diese gegenseitige Treue geht sogar so weit, dass sie später als junge Männer für die Unterwelt arbeiten und das gefürchtetste Auftragskiller-Duo sind, welches man sich vorstellen kann. Das geht solange gut, bis Julius eines Tages erfährt, dass Mozart mit seiner Freundin und großen Liebe ein Verhältnis hat. Er schickt seine Leute aus, um die beiden zu töten, doch Mozart überlebt und nimmt daraufhin blutige Rache, indem er sich der Reihe nach Julius´ Gefolgsleute vornimmt…
Keine Frage: die Action hat es in sich, ist superschnell und absolut unterhaltsam auf Top-Niveau, aber die Rahmenhandlung ist so altbekannt, dass man sie genaugenommen auch hätte weglassen können. Stattdessen wird hier breitgetreten, wie es zu dieser Konfliktsituation gekommen ist, und wie bereits oben erwähnt, versucht Huber dieses inhaltlich dünne Eis durch nur leicht bis gar nicht bekleidete Damen zu unterstützen. Das geht aber ziemlich nach hinten los, da er dieses nur zu offensichtlich tut und das Kalkül dahinter schnell klar ist, ebenso, wie der große Twist der Geschichte schon weit vorher absehbar ist.
Wer auf Martial Arts steht und über die inhaltlichen Schwächen hinweg sehen kann, wird hier bestens bedient, denn Kazu Patrick Tang versteht sein Handwerk wirklich bestens und wird dabei auch von einer guten Kameraführung sowie rasanten Schnitten ins optimale Licht gerückt. Dabei geht es eher weniger darum, großartige Zweikämpfe zu zeigen, sondern eher um schnelle Bewegungen, mit denen Tang zunächst ausweicht und direkt in einen K.O.- oder tödlichen Gegenangriff übergeht. Knackig, präzise, hart. Entsprechend muss hier bei den Gegenspielern weniger die Klasse herhalten als vielmehr die Masse. Es gibt zwar noch den einen oder anderen größeren Kampf als Zwischendurch-Highlight oder großen Showdown, aber das wars dann auch.
Kaum fassbar, dass ich so etwas einmal sagen würde, aber DRAGONWOLF wäre mit etwas weniger Story ein deutlich besserer Film geworden. Zu langatmig sind die Zwischensequenzen, zu vorhersehbar die Handlung, zu steif die schauspielerischen Fähigkeiten der einzelnen Figuren. Bei etwas weniger Spielzeit (oder einer komplett anderen Hintergrundgeschichte) hätte diese Mischung noch explosiver gewirkt, so ist es zumindest annehmbare Unterhaltung mit hohem Niveau in den Action-Sequenzen.