Eines der letzten großen Highlights auf der PlayStation 3, bevor der Generationswechsel komplett vollzogen wird, ist wohl GRAN TURISMO 6. Zumindest sollte das wohl so sein. Sicherlich ist keinem, der sich für dieses Spiel interessiert, bis zum jetzigen Zeitpunkt die Kritik entgangen, mit der sich das Team von Polyphony befassen muss. Keine Frage, das Spiel selbst sieht wirklich klasse aus, trägt absolut zu Recht den Untertitel „The real driving simulator“, aber es ist leider nicht immer alles Gold, was glänzt, und so stellen wir nach einiger Zeit ebenfalls ein wenig enttäuscht fest, dass man sich von diesem Titel eigentlich weit mehr erhofft hatte, nein, eigentlich hat man sogar weit mehr erwartet!
Letztendlich wirkt GRAN TURISMO 6 eher wie eine Version 5.2! Wer nach Neuerungen sucht, wird zwar sofort im Menü fündig, welches nun deutlich aufgeräumter wirkt, aber ein Menü ist ja auch nur eine Sequenz, die mich zum eigentlichen Spiel führen soll. Sobald ich erst einmal in einem Auto sitze, macht sich Ernüchterung breit: der Vorgänger war klasse, und auch das neue Spiel ist klasse. Direkte klare Verbesserungen entdecke ich nicht. Einige aufgehübschte Texturen, ein Tag-Nacht-Wechsel in den Rennen, Wetterwechsel, 200 zusätzliche Autos, okay, vielleicht das ein oder andere zusätzliche Premium-Modell (auch wenn die Bezeichnung als solche inzwischen entfernt wurde), gut. Bei den Strecken trifft man auf viele alte Bekannte, aber auch ein paar neue Namen sind darunter, zum Beispiel Silverstone oder Mount Panorama. Ist das entscheidend? Kauft man sich wegen noch mehr Autos und Strecken ein Rennspiel wie GRAN TURISMO 6?
Der Realismusfaktor bei der Steuerung und im Fahrverhalten ist nahezu identisch zum Vorgänger. Sicherlich gab es hier nur wenig, was man hätte besser machen können, aber da ist fast nichts passiert! „Never touch a running system“, okay, das macht Sinn! Der Spielspaß ist groß, und ab sofort widme ich mich meinen Autos, die ich bis ins letzte wieder hochtunen kann, bevor ich mir das nächste Auto kaufe.
Genau hier liegt der Hase im Pfeffer! Eine der eher weniger interessanten Neuerungen sind die In-Game-Mikrotransaktionen, durch die ich mir ein paar zusätzliche Credits erkaufen kann, um schneller an meine Traumwagen heran zu kommen. Sicherlich im engeren Sinne nur optional, stellt sich aber sehr bald das Gefühl ein, dass hier der Fuhrpark im Vergleich zum Vorgänger bewusst klein gehalten wird, um die Leute schneller dazu zu bringen, in die eigene Geldbörse zu greifen, um an das Wunschfahrzeug zu gelangen, und das trübt dann leider doch den Spielspaß. Vorbei ist die Zeit, bei der ich nach Beendigung einer Rennserie mit einem neuen Auto belohnt wurde. Ab jetzt heißt es fast ausschließlich „selber kaufen“. Dadurch fehlt mir das Geld für Tuningteile, und somit muss ich wohl oder übel, wie in einem schlechten Online-Rollenspiel, auf bereits absolvierten Kursen grinden, um mir mein nächstes Auto leisten zu können. Das stinkt gewaltig, zumal die virtuellen Preise von manchen Autos durch die Mikrotransaktionen einen Gegenwert von über 100.- Euro haben! Konnte ich früher noch quasi nebenbei Credits verdienen, indem ich meine Autos mittels B-Spec-Fahrer ins Rennen geschickt habe, gucke ich auch hier in die Röhre: der B-Spec-Modus ist nicht vorhanden.
Soundmäßig ist GRAN TURISMO 6 ebenfalls kein Vorzeigespiel. Die Motorengeräusche klingen, naja, und auch Auffahrunfälle haben mehr das Flair eines heruntergefallenen Schuhkartons. Im Vergleich zu anderen Rennspielen, ist man diesbezüglich noch weit hinter den Spitzentiteln hinterher.
Letztlich kann man noch die recht hohen Ladezeiten bemängeln, wenn man denn möchte, aber da war Gran Turismo eigentlich auch schon immer eher träge drin, Inhalte zu laden.
Wir hoffen, dass GRAN TURISMO 6 so ausgefallen ist, wie es ausgefallen ist, weil man im Hintergrund schon fleißig an einem GRAN TURISMO 7 für die PS 4 bastelt und entsprechend das Entwicklerteam möglicherweise ein wenig geschwächt war. So, wie uns das Spiel vorgelegt wurde, wirkt es mehr wie ein Update zum wirklich guten Gran Turismo 5. Wer den Vorgänger indes noch nicht kennt, kann hier ohne zu überlegen zugreifen, auch wenn nicht alles, was verändert wurde, wirklich gut durchdacht war.