Hinter MARVEL CLASSICS verbergen sich die drei Marvel-Filmperlen “Der unglaubliche Hulk” aus dem Jahr 1977, “Captain America” aus dem Jahr 1979 sowie “Howard the duck” aus dem Jahr 1986. Während ersterer für mich schon immer zu den Klassikern zählte, war mir die Existenz von einer alten Captain America-Verfilmung nicht bekannt, und von Howard the duck wusste ich nicht, dass es sich hierbei um eine Marvel-Vorlage handelte. Aber egal wie, die Sammlung zeigt, dass Marvel-Comics auch in den Siebzigern und Achtzigern schon unglaublich beliebt waren und sich auf der großen Leinwand zeigen durften.
„Der unglaubliche Hulk“ von Regisseur Kenneth Johnson dürfte wohl auch der nachhaltigste Film sein. Es handelt sich hierbei um den Pilotfilm zur Serie „Hulk“, in der Dr David Banner (nicht Bruce Banner, wie noch in den Comics) durch einen misslungenen Selbstversuch die Kräfte in sich weckt, die dann, wenn er sich aufregt oder ärgert, das grüne Monster Hulk zum Vorschein bringen. Perfekt gespielt von Bill Bixby, ist es noch keinem anderen Banner-Darsteller gelungen, den inneren Konflikt der Figur besser darzustellen. Entgegen der modernen Verfilmungen war man computertechnisch noch bei weitem nicht so aufgestellt wie heute, sodass der Hulk nicht aus dem Computer, sondern ebenfalls durch einen Schauspieler dargestellt werden musste. Hierfür fiel die Wahl auf Lou Ferrigno, der in seiner Rolle ebenfalls unglaublich gut war und auch nach heutigen Maßstäben noch ist.
„Captain America“ in der vorliegenden Version hat mit dem aktuellen Kino-Captain mehr oder weniger gar nichts gemein. Der hier agierende Captain America ist im Amerika der späten Siebziger angesiedelt, ein Motorrad-Stuntman, und das war es auch schon fast. Schauspieler Reb Brown gelingt es nicht, als Captain America in irgendeiner Form zu überzeugen oder zu begeistern, völlig unmotiviert scheint er zu handeln. Das animiert schon fast zum Weggucken, so lahm ist dies umgesetzt. Sehr schade eigentlich, denn die Figur von Captain America ist normalerweise deutlich spannender, wie die aktuellen Filme zeigen.
„Howard the duck“ letztlich ist ein paar Jahre später gedreht worden, was man dem Film recht schnell anmerkt. Produzent George Lucas hat sich hier sehr viel Mühe gegeben, allerdings bietet der Streifen wenig mehr als nur 80er-Jahre-Humor und nicht wirklich überzeugende Kostüme. Howard die Ente ist eher eine groteske Marvel-Figur, die sich selbst nicht wirklich ernst nimmt und wohl auch von anderen nicht wirklich ernst genommen wird. Wer also bei einem Marvel-Streifen eine gewisse Ernsthaftigkeit erwartet, wird hier bitter enttäuscht werden. Howard ist unter den Marvel-Figuren etwa das, was Baby Herman bei Roger Rabbit war.
MARVEL CLASSICS als Box ist sicherlich für Sammler interessant und keine Fehlinvestition, vor allem Fans der Serie „Hulk“ kommen auf ihre Kosten. Wer aber bei Marvel automatisch an die aktuellen Verfilmungen rund um „Avengers“ denkt und eine entsprechende Erwartungshaltung an den Tag legt, wird wohl eher enttäuscht werden. Diese Filmbox ist ganz klar etwas für Nostalgiker!