Wer unvorbereitet an die Serie PORTERVILLE herantritt, der wird sicherlich auf den ersten Blick vollkommen überfordert sein. Was nach schon recht langen, aber doch irgendwie zu bewerkstelligenden sechs CDs aussieht, entpuppt sich schon alsbald als MP3-CDs (ja, es steht auch auf dem Cover, man könnte es also durchaus wissen), die satt bis zum Rand gefüllt sind. So erhält man knappe elf Stunden Spielzeit, die zudem nicht als Hörspiel aufgemacht sind, sondern als Lesungen (ja, auch das kann man anhand der Umverpackung erfahren). Hat man sich erst einmal diesen Tatsachen gestellt, wird es kompliziert, denn: PORTERVILLE Staffel 1 ist zwar die erste Staffel dieser Serie, eigentlich aber die mehr oder weniger direkte Fortsetzung der Serie Darkside Park. Ohne Vorkenntnisse ist es recht schwer, hier hineinzufinden, und die Autoren Raimon Weber, Anette Strohmeyer, Simon X. Rost und John Beckmann setzen sogar noch eins drauf. Lest selbst.
Unterteilt in sechs Folgen, erweist sich PORTERVILLE auch inhaltlich als ganz schöner Brocken, denn statt einer fortlaufenden Handlung gibt es unterschiedliche Sichtweisen und Situationen, die mehr oder weniger parallel ablaufen, zusammen dann aber ein komplettes Bild von dem Geschehen ergeben, sodass man nach und nach immer besser versteht, was in der Stadt Porterville vor sich geht. Die einzelnen Folgen werden von unterschiedlichen Sprechern gelesen.
„Von Draussen“ aus der Feder von Raimon Weber wird von Leyla Rohrbeck gelesen, „Die verlorene Kolonie“ stammt von Anette Strohmeyer und wird von Simon Jäger gelesen, „Nach dem Sturm“ von Simon X Rost wird von Benjamin Völz gelesen, „Träume der Termiten“ stammt von John Beckmann und wird von Charles Rettinghaus gelesen. „Die Akte Tori“ ist erneut von Raimon Weber und wird von Luise Helm gelesen, und „Vor den Toren“, erneut von Simon X. Rost, wird ebenfalls von Benjamin Völz gelesen.
Aber worum geht es denn nun genau in PORTERVILLE? Die Stadt ist eingekesselt vom Draussen. Das Draussen (gewisse Parallelen zum „Nichts“ aus der unendlichen Geschichte seien hier vielleicht erlaubt) ist eine Kraft, die Angst verbreitet. Doch wie das so mit bösen Kräften ist, so geben sie sich nicht mit dem zufrieden, was sie haben. Und so versucht das Draussen, durch Termiten in die Stadt einzudringen. Alle Bewohner Portervilles sind darum bemüht, die kleinen Greybugs kaputt zu machen, wo sie sie treffen… Doch nicht alle Bewohner Portervilles sind gewillt, blind den Aussagen des Bürgermeisters zu glauben, und sie hinterfragen, ob das Draussen tatsächlich so gefährlich und tödlich ist.
Auch, wenn ich PORTERVILLE eigentlich uneingeschränkt als Hörbuch empfehlen möchte, denn es ist wirklich gut umgesetzt und unglaublich spannend, so muss ich dennoch eine kleine Einschränkung machen. Nachdem ich mich durch die Hälfte der Geschichte „gekämpft“ hatte, habe ich dann doch noch einmal unterbrochen und zunächst eine Hörspiel-Wissenslücke schließen müssen. Wer sich „Darkside Park“ im Vorfeld anhört, hat letztendlich deutlich mehr von dem Hörspiel, als wenn man es unabhängig davon zu genießen versucht. Ansonsten ist die Idee von Ivar Leon Menger großartig, und seine Autoren haben unglaublich spannende Geschichten dazu entwickelt, die von den jeweiligen Sprechern richtig gut umgesetzt werden.