Das großartige Buch von Noah Gordon ist sicherlich nicht umsonst ein Weltbestseller gewesen. Warum also hat sich bislang noch niemand an eine Verfilmung von DER MEDICUS gemacht? Ganz einfach: Philipp Stölzl zeigt uns eindrucksvoll, dass man einen sehr guten Film drehen kann, der mit guten Schauspielern besetzt wurde und auch bildgewaltig ist, aber trotzdem massiver Kritik ausgesetzt wird. Warum? Ein so heißes Eisen darf man eigentlich nicht anfassen. Nur wenige Bestseller haben eine Filmumsetzung erhalten, die ihrer Bücher würdig war und als solche auch von nahezu allen Seiten akzeptiert wurden (und selbst bei diesen Filmen gibt es immer Leute, die meckern).
Rob Cole (Tom Payne) entdeckt schon sehr früh seine besondere Gabe: er ist in der Lage, zu fühlen, wenn jemand sterben wird. Dies muss er zu seinem Leidwesen auch feststellen, als seine Mutter im Sterben liegt. Er beschließt, sich dies zukünftig zunutze zu machen und geht in die Lehre bei einem Bader (Stellan Skarsgard). Doch schon sehr bald stellt Rob fest, dass der seinem unstillbaren Wissensdurst nicht gewachsen ist, und so macht er sich auf die Reise nach Persien, um in Isfahan bei dem berühmten Medicus Ibn Sina (Sir Ben Kingsley) noch mehr zu erlernen. Ein gefährliches Unterfangen, denn als Christ würde er dort nicht akzeptiert werden, und so „tarnt“ er sich als Jude.
Doch auch der Stand der Juden in Isfahan ist nicht leicht, und die streng gläubigen Moslems warten nur darauf, dass die Juden ihnen einen Grund geben, ihre Treffpunkte niederzureißen. Einzig der Schah von Isfahan beschützt die Juden und ihre Medizinschule, denn sie haben die Stadt vor der Pest gerettet…
Wem eine wortgetreue Umsetzung des Buches wichtig ist, der sollte vom Film Abstand nehmen. Als Verfilmung eines historischen Romans ist es sicherlich schwierig, eine unvoreingenommene Aussage zu treffen, aber losgelöst vom Buch betrachtet ist DER MEDICUS ein unglaublich intensiver Film geworden, der vor allem durch die schauspielerische Leistung von Tom Payne und Sir Ben Kingsley ganz besonders sehenswert wird. Die Kulissen und Kostüme wirken allesamt passend und authentisch. Uns hat DER MEDICUS erstaunlich gut unterhalten, aber wie gesagt: wer das Buch kennt, wird diese Verfilmung mit Vorsicht genießen müssen!