Wahrscheinlich liegt es an meinem mangelnden Vorwissen, aber ich muss gestehen, dass auch THIEF einer dieser Titel ist, deren Vorgänger mir nicht unter die Finger gekommen sind. Entsprechend ist mein Ausflug mit Garrett auf XBOX ONE der Erste, ich habe keinerlei Vergleichsmöglichkeiten und muss mich auf das verlassen, was ich in diesem Moment erlebe und empfinde. Vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man da etwas jungfräulich an die Sache herantreten kann…
THIEF macht keine großen Gefangenen und schmeißt euch mehr oder minder unvermittelt direkt in das Spiel. Vom Spieltitel wisst ihr, was ihr von Beruf seid, und so zieht ihr los und sammelt erst einmal alles ein, was irgendwie blinkt und glitzert, geht Wachen aus dem Weg oder überrumpelt sie hinterrücks. In den Standard-Einstellungen geht das alles fast schon zu einfach, weil eigentlich der gesamte Bildschirmbereich ständig am Blinken und Glitzern ist. Hier könnt ihr mit viel zu vielen Sachen interagieren und viel zu viel Zeug einsammeln. Mit einem Inventory müsst ihr euch indes dabei nicht beschäftigen, denn die Sachen, die ihr zusammenklaubt, werden automatisch ihrem Wert entsprechend in klingende Münze umgewandelt. Einerseits recht praktisch, da man so nicht lange überlegen muss, was man alles einpackt, andererseits geht dadurch natürlich auch ein Stück weit der Realismus verloren.
Mit der Zeit erlernt Garrett einige Gadgets zu nutzen, um beispielsweise besser zu klettern, Fackeln mit Wasser-Pfeilen auszuschießen und somit dunkele Ecken zu erschaffen, etc.
Worum geht es an sich? Eine seltsame Krankheit macht sich unter den Menschen breit, und es liegt an euch, herauszufinden, ob der Unfall, den ihr hattet (mehr wollen wir an dieser Stelle aus Spoiler-Gründen nicht verraten), damit in direktem oder indirektem Zusammenhang steht. Und während ihr das versucht, gilt es natürlich jede Menge Zeug zu klauen, das hierfür von unbedingter Wichtigkeit ist. So hangelt man sich von Mission zu Mission, und ist die ganze Zeit eigentlich mehr damit beschäftigt, vermeintlich unwichtigen Tand einzusammeln, der euch lediglich für das Level-System hilfreich ist. Wäre da nicht die begrenzte Anzahl an Spezialpfeilen und die notwendige Beschaffung von Lebensmitteln, um eure Lebensenergie ggf. wieder herzustellen, könnte man das fast alles komplett ignorieren und sämtliche Reichtümer links liegen lassen.
THIEF spielt sich (abgesehen vom stetigen Sammeln) recht flüssig, die Grafik sieht im Großen und Ganzen sehr schick aus und macht Laune, akustisch macht es eine Menge Spaß, auch einfach mal im Verborgenen zu hocken und zu lauschen. Die Atmosphäre, die das Spiel verströmt, ist ungemein dicht und wird lediglich durch das dauernde Blinken und Blitzen gestört. Schade nur, dass dies eine fast unumgängliche Spielhilfe ist, ohne die alles nur unnötig kompliziert wird. Die KI reagiert auf Geräusche, die ihr macht, sodass ihr die gegnerischen Wachen auch durch einen gezielten Wurf oder Schuss sinnvoll ablenken könnt. Andererseits müsst ihr aber auch dafür sorgen, dass ihr gegnerische Wachen, die ihr ausgeschaltet habt, auch so wegpackt, dass sie nicht sofort gefunden werden…
Wir stehen auf Action-Adventure, die eine gute Story erzählen. Es macht uns ungemein Spaß, zu erfahren, wie es in einem Spiel weiter geht, deswegen ziehen wir diese Titel auch den hauptsächlich auf Multiplayer-Part ausgelegten Titeln vor. Bei THIEF ist das so eine Sache: die Story ist spannend, das Gameplay funktioniert eigentlich, aber das stetige Sammeln ist auf Dauer irgendwann gähnend langweilig, weil es eine unnötige Knopfdruck-Tirade darstellt. Umständlich muss immer erst jede Schublade geöffnet werden und der Inhalt herausgenommen werden. Bei so vielen Gegenständen, die überall zu finden sind, und bei solch einem Einschnitt in Sachen Realismus, dass diese direkt in ihren Geldwert umgewandelt werden, hätte es im Zweifelsfall auch ein Drüberlaufen getan, um Dinge zu sammeln, und nur an bestimmten Stellen hätte man die wichtigen Items dann durch Minispiele oder richtige Rätsel (wie teilweise auch umgesetzt) sichern können.
Unterhaltsam? Definitiv, aber mit leichten Abzügen in der B-Note…