Wer bei METAL GEAR SOLID V: GROUND ZEROES ein vollwertiges Spiel erwartet, der hat nicht aufgepasst. Was ihr erhaltet, ist vollwertiger Spielspaß, aber eben nur für eine sehr kurze Dauer. Dieser Titel hegt nämlich auch gar nicht den Anspruch, vollwertig zu sein, denn es handelt sich lediglich um einen Prolog zum eigentlichen fünften Teil der Serie mit dem Titel „The Phantom Pain“. Will heißen: streng genommen ist nach einer Mission schon wieder Schluss, auch wenn ihr über eine Handvoll Nebenmissionen die Spielzeit noch etwas strecken könntet. Da das aber alles auf der gleichen Map passiert, ist das lediglich Augenwischerei. Dieses Wissen im Hinterkopf, haben wir uns vorgenommen, GROUND ZEROES in aller Ruhe anzugehen und uns umzuschauen. Wie das Spielerlebnis dann war, erfahrt ihr in unserem Test.
Worum es geht, ist schnell erzählt. Als Snake (oder auch Big Boss) infiltrieren wir eine Militärbasis, auf der sich mehrere Geiseln befinden. Uns interessieren zu diesem Zeitpunkt nur zwei (Chico und Paz), die wir schnellstmöglich (nein, versucht das bitte nicht, das würde euren Spielspaß komplett ruinieren) aus ihren Käfigen herausholen und an einem von mehreren vorgegebenen Punkten herausschleusen sollt. Das Lager ist selbstverständlich gut bewacht, und die Gegner sind nicht gerade dumm in ihren Handlungen.
GROUND ZEROES wurde im Vorfeld als „Open World“ Spiel beworben, genau so, wie „The Phantom Pain“ später halt auch werden soll. Das mag ja sein, dass dies hier Open World ist, aber diese offene Welt liegt auf einer sehr kleinen Insel, die ihr nicht verlassen dürft, weil Snake nicht schwimmen kann. Abgesehen davon, dass das Areal also sehr klein ist, auf dem alles stattfindet, könnt ihr euch hier allerdings tatsächlich frei bewegen und auch frei entscheiden, was ihr tut. Sinn des Spiels ist, dass ihr euch mit den Steuerungen und den Möglichkeiten vertraut macht, und das bedeutet bei einem solchen Spiel in erster Linie, dass ihr um Geheimhaltung bemüht seid.
Wem das keinen Spaß macht und wer lieber ein METAL GEAR SOLID als Shooter spielen will, der nimmt die Holzhammer-Methode, pfeift auf Deckung und Heimlichkeit, und schießt sich schlicht und ergreifend einfach den Weg frei. Es wird garantiert Alarm geben, und ihr werdet garantiert schnell von der kompletten Garnison verfolgt werden, aber dennoch ist das kein zwingender Grund, warum ihr letztendlich scheitern solltet. Das Internet dokumentiert Vorgehensweisen, in denen die Hauptmission innerhalb von sechs Minuten erledigt ist. Tja, so schnell kann man das also durchspielen. Dazu müsst ihr aber im Vorfeld genau wissen, wo ihr hin müsst, kennt sämtliche Laufwege etc. Wer es etwas gemächlicher angehen will und zumindest im Ansatz versucht, nicht permanent im Kegel der Suchscheinwerfer zu stehen, der braucht etwas mehr als eine Stunde, um den Abspann zu Gesicht zu bekommen.
Eine Stunde, in der ihr euch von der Grafik des Spiels berauschen lassen könnt, in der ihr euch über den Sound erfreuen könnt, in der ihr euch mit der Steuerung vertraut macht und Snake durch das Lager huschen lasst wie einen nächtlichen Schatten.
Bei allem Respekt vor dem Spielerlebnis, was sich hier in dieser kurzen Zeit breit macht, bleibt der bittere Beigeschmack in Bezug auf den Preis. Natürlich sieht das grandios aus und muss sicherlich erst einmal so hingezaubert werden. Natürlich bekommt man deutlich häßlichere Spiele für den gleichen Preis, die dann allerdings etwas länger gehen. Aber machen wir uns nichts vor: was wir hier haben, ist doch quasi „nur“ das erste Kapitel vom eigentlichen fünften Teil, also alles, was hier an Grafikengine-Arbeit etc. notwendig war, um diese atemberaubende Atmosphäre zu zaubern, ist Programmierarbeit, die man sich hinterher bei „The Phantom Pain“ nochmals bezahlen lässt. Aber vielleicht überrascht uns Konami ja auch noch und bringt eine „The Phantom Pain Economy Edition“ raus, die dann deutlich günstiger als das eigentliche Spiel ist, aber nur lauffähig ist, wenn man vorher GROUND ZEROES gespielt hat. Da etwas derartiges allerdings noch nicht angekündigt wurde, gehe ich davon aus, dass dem nicht so ist, denn das hätte man als Gegenargument für die massive Kritik in Bezug auf die Preise sicherlich nicht unerwähnt gelassen.
Wem der Preis egal ist, der kommt hier für etwas mehr als eine Stunde voll und ganz auf seine Kosten. Die Nebenmissionen geben jeweils noch ein etwas anderes Spielgefühl ab, bieten aber keine weiteren Überraschungen! Richtig tolles Spiel, aber leider viel zu kurz! Wir hatten viel Spaß mit METAL GEAR SOLID V: GROUND ZEROES, aber jetzt freuen wir uns auf „The Phantom Pain“!