Die Aussicht auf die vierte Staffel von SONS OF ANARCHY war für mich der ausschlaggebende Punkt, endlich (!!!) überhaupt erst einmal mit dieser Serie zu starten. Staffel 1 lag schon einige Zeit im Regal, aber bislang fehlte dann doch die Zeit. Um überhaupt aussagekräftige Kritiken verfassen zu können, mussten also in Rekordzeit erst einmal die Wissenslücken aus Staffel 1-3 gefüllt werden, bevor man komplett up to date mit Season 4 einsteigen konnte. Euch geht es ähnlich und ihr habt keine Ahnung, worum es bei SONS OF ANARCHY überhaupt geht? Ihr seid hier völlig richtig. Alle anderen können getrost den nächsten Absatz überspringen.
Die Sons Of Anarchy sind ein Motorradclub in Redmond, Oregon. Hieraus leitet sich auch das Kürzel SAMCRO ab, mit dem die Mitglieder ihren Club selbst betiteln. Die Sons verdienen ihr Geld nicht, wie wahrscheinlich auch keiner vermutet hat, durch die KFZ-Werkstatt, die sie führen, sondern sie sind Waffenhändler, die sich im Laufe der ersten Staffeln in immer größeren Gewässern mit immer größer werdenden Fischen bewegen. Was anfänglich eher wie Einzelbelieferung im etwas größeren Stil wirkt, entwickelt sich schnell zu einem Geschäft, in dem sie es mit dem mexikanischen Drogenkartell zu tun bekommen, von verfeindeten Motorrad-Clubs und anderen Gangs mal ganz abgesehen.
Hierzu gesellen sich Club-interne Unstimmigkeiten zwischen Präsident Clay (Ron Perlman) und seinem Stiefsohn und Jackson (Charlie Hunnam), der den Club lieber in ruhigere Gefilde, weg von illegalen Geschäften und gänzlich sauber, führen möchte, nun aber, da er Familienvater geworden ist, eigentlich nur noch einen Weg sucht, aus dem Club herauszukommen.
Doch um auszusteigen, müssen erst einmal ein paar Hürden genommen werden, und so zwingt er Clay das Versprechen ab, ihn aus dem Club zu entlassen, wenn er ihm im Gegenzug dabei hilft, den Club dazu zu bringen, einen Deal mit dem mexikanischen Drogenkartell einzugehen, bei dem Clay jede Menge Geld machen kann, solange seine rheumatischen Finger ihm noch erlauben, als Präsident des Clubs im Sattel zu sitzen…
Ganz unzweifelhaft ist dies aber eindeutig eine Nummer zu groß für die Sons, und so sehen sie sich schon bald im Kartellkrieg, in dem sie zwischen die Fronten geraten, während ein neuer Sheriff ebenfalls für jede Menge Druck von außen sorgt.
Man muss schon eine Affinität zu Motorrädern, Rock´n´Roll und der dazugehörigen Lebenseinstellung haben, um an SONS OF ANARCHY richtig Gefallen zu finden. Wer damit nichts am Hut hat, wird wahrscheinlich über die unüberlegten Handlungen, die kriminellen Energien und dergleichen nur wieder und wieder den Kopf schütteln können. Aber wer diesen Outlaw-Gedanken mag, der wird die Serie schlicht und ergreifend lieben. Antihelden, wie sie im Buche stehen. Obwohl man sich ganz klar auf der falschen Seite des Gesetzes bewegt, erfolgt dies doch irgendwie auf eine verständliche Weise, und die immer mal wieder notwendigen Schießereien wirken dann wie ein völlig normales Mittel zum Zweck.
Eine der herausragendsten Eigenschaften der Serie ist nichtsdestotrotz die unglaublich gute Charakterzeichnung. Jede Figur wirkt für sich glaubwürdig, stimmig, und auch notwendig.
Wir freuen uns bereits gewaltig auf Staffel 5 und folgende… Genau die richtige Serie, wenn man Breaking Bad nachtrauert, wenn auch mit etwas anderem Zielpublikum.