Mit END OF TIME hat sich der Hörspiel-Produzent Oliver Döring ein Monument erbaut. Gerade einmal drei Folgen gibt es bislang, mit der aktuellen dritten befinden wir uns bereits „Am Abgrund“. Ketzerisch möglicherweise, aber ich finde diesen Titel bezeichnend. Die Frage, die sich mir hier aufstellt, und durch die ich mich zumindest am Rande des Abgrunds bewege, ist: reicht ein wahnsinnig gutes Sprecher-Ensemble, überragend gute Soundeffekte und eine ansonsten ebenfalls völlig außer Frage stehende Produktion aus, um ein Hörspiel zu mögen, das selbst nach drei Folgen (auf jeweils 2 CDs, wohlgemerkt) nicht in der Lage war, auch nur eine einzige Frage zu beantworten, die sich einem seit der ersten Minute stellen? Die Antwort darauf muss sich jeder selbst geben, wir werden dieses Rätsel am Ende der Rezension lösen.
Vorab sei angemerkt: es gibt keine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse, dies wäre sicherlich absolut wünschenswert, betrachtet man nur, wie viel Zeit sich Döring mit den Veröffentlichungen seiner Folgen lässt. Kein Erzähler hilft euch, die jeweiligen Situationen einzuordnen oder in irgendeiner Form Zusammenhänge aufzuzeigen. Hier ist alles, aber auch wirklich alles davon abhängig, dass ihr als Zuhörer wisst, worum es gerade geht, und da die Folgen bislang und auch weiterhin an mehreren Orten zugleich spielen und man munter von einem Handlungsstrang in den nächsten springt, ist dies alles andere als einfach.
Worum dreht sich alles? Nun, Hauptaugenmerk dieser Folge liegt auf Jack Foster, der im Besitz eines Datensticks ist, auf den es scheinbar alle abgesehen haben. Um selbst ein wenig Licht ins Dunkel bringen zu können, trifft sich Jack mit seiner alten Bekannten Liz, die im Bereich Computer-Hacking unglaublich begnadet ist und so ziemlich alle Tricks kennt, mit denen die Daten auf dem Stick geschützt sind. Doch Jack wird verfolgt, und trotz vieler Vorsichtsmaßnahmen ist es seinen Häschern gelungen, ihn aufzuspüren. Letztlich helfen auch die Sicherheitsvorkehrungen von Liz nicht, um zu verhindern, dass der Stick in fremde Hände gerät…
Gerade in dieser Situation fühlt man sich an den Film „Staatsfeind Nr. 1“ erinnert. Liz als fast schon paranoide Hackerin, die ihren gesamten Komplex mit Sprengladungen gesichert hat, um im Zweifelsfall alles in die Luft zu jagen, Jack, der doch irgendwie einen Peilsender bei sich trägt, der große Showdown…
Und vielleicht ist es auch genau diese Parallele, die es für mich unumgänglich macht, auch Folge 4 zu hören, wenn sie dann irgendwann einmal erscheinen wird. Vermutlich werde ich vorab die ersten drei Teile zum Gedächtnis-Auffrischen erneut hören müssen, denn sonst finde ich gar nicht mehr in die Handlung rein, aber das, was Oliver Döring hier veranstaltet, ist nicht nur unkonventionell, sondern auch unglaublich spannend. Wer sich dieser Action, dieser Mystik und dieser Gänsehaut-Stimmung entziehen kann, der sollte definitiv die Zeit anders nutzen und sich Hörspiele anhören, die weitaus direkter erklären, worum es geht, denn das, soviel steht fest, ist auch nach der dritten Folge von END OF TIME nicht wirklich raus. Aber wen stört das schon? Es geht um das Ende der Zeit, also darf man sich auf Großes gefasst machen…