Es kommt immer mal wieder vor, dass wir bei JOHN SINCLAIR mit Folgen beehrt werden, die mit der eigentlichen Rahmenhandlung überhaupt nichts zu tun haben und die völlig losgelöst vom sonstigen Geschehen gehört werden können. In wie weit das im Gesamtzusammenhang glaubwürdig ist, dass John Zeit hat, sich mit solch „unbedeutenden“ Fällen zu befassen, wo doch deutlich größere Bedrohungen durch die Mordliga oder die Großen Alten seinen Arbeitsalltag bestimmen sollten, muss sich jeder selbst überlegen. Gerade, weil sich derzeit die Geschehnisse zuspitzen, empfinden wir dann solche Folgen wie „Die Tochter des Totengräbers“ als unnötiges Verzögern der eigentlich wichtigen Dinge. Aber selbst, wenn ich dies alles außen vor lasse, zählt diese Folge bestimmt nicht zu den größten Glanzleistungen der Serie…
Worum geht es? Letztlich ist das fast schon obsolet. Kurz zusammengefasst versucht ein Richter, seinen Pakt mit dem Teufel zu vollenden, indem er ihm sein letztes Opfer zukommen lässt. Hierfür gelingt es ihm, die Tochter des hiesigen Totengräbers in seinen Bann zu ziehen, die ihm aus seinem Grab hilft und im Anschluss als seine Komplizin bereit ist, ihre Eltern zu opfern.
Parallel hierzu untersucht John zusammen mit seinem Freund Bill Conolly einen Grillplatz, wo laut Aussage eines Informanten eine Leiche zu finden sei, die furchtbar zugerichtet aussieht. Wie die beiden feststellen müssen, ist hier etwas Wahres dran, denn kurz darauf wird Bill Conolly in einem stillgelegten Brunnen überfallen und verschleppt. John nimmt selbstverständlich sofort die Verfolgung auf und gerät dadurch in ein unterirdisches Labyrinth, in dem ein Ghoul haust. Wie der Zufall es so will, befindet sich dieser Grillplatz nur Unweit eines Gewissen Friedhofs, wo die Familie eines gewissen Totengräbers wohnt…
Schlimmer noch als die Frage, warum John Zeit hat, sich um solch vergleichsweise unwichtige Dinge zu kümmern, ist, wie es den vermeintlich vergleichsweise harmlosen Gegnern, mit denen er es hier zu tun bekommt, gelingt, John Sinclair in so große Bedrängnis zu bringen. Man könnte meinen, dass der Geisterjäger, der es schon mit Asmodina, Dr. Tod, dem schwarzen Tod, Izzy, Belphegor, der Mordliga, … (die Liste könnte fast noch ewig fortgesetzt werden), aufgenommen hat, sich gegen einen Ghoul und einen Paktierer durchsetzen kann. Aber nein, hier wird der Geisterjäger ärger denn je in Gefahr gebracht und man könnte meinen, dass er in seiner bisherigen Karriere nichts dazugelernt hat. Das ungestüme Verhalten, das er hier an den Tag legt, würde eher zum jungen Sinclair in den aktuellen Classics-Folgen passen.
Positiv zu vermerken bleibt aber wie immer die mehr oder weniger perfekte Produktion sowie ein taugliches, auch in schwierigen Situationen glaubwürdiges Sprecherensemble. Serienfans werden sich dieses Hörspiel sowieso besorgen, allein schon, um eine lückenlose Sammlung zu besitzen, aber als Referenz-Folge für JOHN SINCLAIR würde ich „Die Tochter des Totengräbers“ für Neueinsteiger nicht empfehlen…