Der letzte Teil der Buchserie DIE TRIBUTE VON PANEM wurde bekanntlich fürs Kinoformat in zwei Teile geteilt, entsprechend haben wir es hier mit dem ersten Teil von MOCKING JAY zu tun. Wer bislang noch keinen Kontakt mit der Filmserie hatte, der kann ganz getrost den nächsten Artikel auswählen, denn hier als Quereinsteiger zu starten, macht null Sinn. Um hier überhaupt zu verstehen, worum es geht, muss man schon die ersten beiden Teile gesehen haben, sonst wird das nichts. Zu allem Überfluss hat der dritte Teil der Saga auch einen komplett anderen Anstrich, als noch die beiden Vorgänger, eigentlich ja auch eine komplett andere Rahmenhandlung. Ging es in Teil 1 vornehmlich um die Hungerspiele, so war dies auch im zweiten Teil das Hauptaugenmerk, aber schon deutlich mehr gezeichnet von der Idee einer Revolution des gesamten Systems.
Wir erinnern uns: der letzte Teil endete damit, dass Katniss sich erneut gegen die eigentlich seit jeher festgeschriebenen Regeln der Spiele widersetzt und aus der Situation herausgerettet wird, die eigentlich ihr sicheres Grab sein sollte.
Katniss ist das Symbol der Revolution geworden. In einem geheimen Unterschlupf in Distrikt 13 findet sie sich nach ihrer Rettung als Vorzeige-Heldin der Revolte wieder, aber eigentlich ist sie am Ende ihrer Kräfte. Sie möchte keinen Krieg, sie will aber auch nicht mehr Spielball der unterschiedlichen Mächte sein. Doch wenn sie das Kapitol in seine Schranken verweisen und den Menschen Freiheit schenken will, muss sie noch ein wenig durchhalten. Und die Revolution macht sich die gleichen Instrumente zu Nutzen, wie es das Kapitol macht. Entsprechend wird Katniss fortan mit einem Kamerateam losgeschickt an besonders grausame Kriegsschauplätze, wo sie ihre emotionale Seite zeigen soll und dadurch die Menschen zum Widerstand aufrufen soll. Doch auch das Kapitol hält die Füße derweil nicht still und arbeitet an einem Plan, wie man sich Katniss vom Hals schaffen kann…
Auch in diesem Film spielt Action natürlich eine gewisse Rolle, aber vielmehr geht es darum, zu zeigen, was die Revolution, der Krieg, die gesamte Situation aus den Menschen macht. Katniss hat keine Kraft mehr, zu kämpfen, und wird mehr oder minder von ihren Freunden überredet, mitzumachen. Die Revolutionsführer sind sich bei ihrer Vorgehensweise auch nicht zu schade dafür, menschliche Verluste mit in Kauf zu nehmen, so sie denn ihrer Sache dienlich sind, sowohl auf Seiten des Kapitols, als auch in den eigenen Reihen. Die gesamte Szenerie ist fatalistisch, trostlos, völlig ohne Hoffnung, und selbst, wenn man glauben mag, dass Katniss für eine gerechte Sache kämpft, so stellt man doch fest, wie gekonnt man hier im Film umgesetzt hat, dass auch der Kampf für eine gerechte Sache nicht immer nur von Heldentaten und ehrlichen Manövern zeugen kann. Auch hier muss man sich ggf. einmal die Hände schmutzig machen.
MOCKING JAY Teil 1 bleibt im Vergleich zu den ersten beiden Teilen der Filmserie recht blass, was aber auch daran liegen mag, dass der Film eigentlich noch nicht vorbei ist. Wir sind gespannt, wie die Filmreihe ausgeht (denn die Bücher kennen wir ehrlich gesagt nicht), aber diese Spannung rührt eher von den ersten beiden Teilen her, nicht unbedingt von diesem. Zwar gibt es hier viel mehr Handlung in dem Sinne als zuvor, aber auch die dient in erster Linie der atmosphärischen Darstellung der Situation, und als solches betrachtet passiert hier nicht wirklich viel, was die eigentliche Handlung vorantreiben würde… Optisch und schauspielerisch ist MOCKING JAY TEIL 1 nichtsdestotrotz weiterhin im wahrsten Sinne des Wortes ganz großes Kino, das sich nicht verstecken muss.