„Die 16-jährige Rhiannon lebt mit 200 anderen Überlebenden der Großen Katastrophe tief unter der Erde in einem verlassenen Bergwerk. Mit ihrer Armbrust geht sie tagsüber auf die Jagd nach Luchsen, Rentieren und Hunden. Als ein Bericht des Informationstrupps Rhiannons verschollen geglaubten Vater anklagt, ein für die Große Katastrophe verantwortliches Virus geschaffen zu haben, wird sie verbannt. Sie darf zurückkehren, wenn sie ein Gegenmittel findet. Und so macht Rhiannon sich auf den gefahrvollen Weg zu dem Ort, der einmal Manhattan hieß…
Die Endzeit-Hörspielserie UND AUF ERDEN STILLE ist das neue Mesiterwerk von Jochim-C. Redeker und Balthasar von Weymarn (Interplanar Produktion GbR). Auf einer großen akustischen Leinwand erwarten die Hörer lebensnahe Figuren, intensive Dialoge, spektakuläres Sounddesign, epische Musik und die Antwort auf die Frage, warum „auf Erden Stille“ ist…
Buch und Regie: Balthasar von Weymarn
Sounddesign, Musik und Produktion: Jochim-C. Redeker
Erzählerin: Vera Teltz
Rhiannon: Sarah Alles
Ranger: Björn Schalla
Max Bucerius: Björn Bösherz
Jerome Beaucarte: Oliver Stritzel
Lisa: Derya Flechtner
Finn: Richard Barenberg
Anna: Ulrike Kapfer
Krzysztof: Detlef Bierstedt
u.v.m.
Fazit: UND AUF ERDEN STILLE wirft den Hörer in eine Welt, die mit mehreren Problemen zu kämpfen hat: der Adam-Virus hat große Teile der männlichen Bevölkerung dahingerafft, und die Lebenserwartungen von Männern sind weiterhin nach ihrem ersten Mal extrem gering (das Virus ist weiterhin aktiv und wird beim Sex übertragen). Durch diese plötzliche Dezimierung konnte die Infrastruktur nicht aufrecht erhalten werden und es kam über kurz oder lang zum nuklearen Fallout. Die Menschen verstecken sich jetzt also im Idealfall unter Tage. Warum jetzt alle Menschen obendrein ein supersensibles Gehör haben, tja, das klärt sich erst ganz zum Schluss auf. Wir begleiten jedenfalls Rhiannon und ihren Weggefährten Ranger durch eine zerstörte Welt, die überall mit ihren Gefahren lauert. Es handelt sich um ein Zweckbündnis, denn Ranger will von Rhiannon lediglich, dass er ihr aus einer Bibliothek Disks beschafft. Was er damit vor hat, verrät er ihr nicht. Sie wiederum benötigt Begleitung auf ihrem Weg nach Manhattan, wo sie ihren Vater zu finden hofft, der ggf. ein Heilmittel hat oder zumindest etwas darüber weiß, denn er soll mit für die Katastrophe verantwortlich sein.
In einer zweiten Zeitlinie wird von vor der Katastrophe berichtet, wie ein Reporter versucht, die Herkunft des Virus aufzudecken und eine große Story daraus zu machen.
Zwischen den einzelnen Episoden gibt es Zitat-ähnliche Einspieler, die auf die Ereignisse der kommenden Episode teasern sollen bzw. eine Art „Was bisher geschah“ darstellen. Leider sind diese Sätze so sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dass dies eher verwirrt als hilft. Hier wäre der kurze Einsatz der Erzählerin sicherlich sinnvoller gewesen, oder man hätte das auch einfach komplett weglassen können. Die Staffel hat insgesamt lediglich eine Spieldauer von vier Stunden, da sollte die Aufmerksamkeitsspanne des Zuhörers gerade noch für reichen.
Von technischer Seite aus muss man nicht viele Worte verlieren: INTERPLANAR wissen ganz genau, was sie tun müssen, und sie tun es hervorragend. Die Sprecherauswahl ist klasse, da man auch mal Stimmen zu hören bekommt, die nicht schon aus zwanzig anderen Hörspielen bekannt sind, gerade die wichtigen Rollen wurden hierbei gut ausgewählt. Aber gerade für die Charaktere der Hauptfiguren hätte ich mir noch ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, die wirken leider (vermutlich der kurzen Spieldauer geschuldet) ein wenig wie vom Reißbrett, nicht gänzlich fertig ausgearbeitet, aber zumindest schon mal als grober Entwurf gut funktionierend.
Das Staffelende hinterlässt den Wunsch nach einer weiteren Staffel, um die offenen Fragen aufzuklären, allerdings, ähnlich zu der Netflix-Serie „The Rain“, fragt man sich bereits jetzt, was es noch groß zu erzählen gibt, wenn diese Fragen geklärt sind…
Bis hierhin jedenfalls ist UND AUF ERDEN STILLE eine kurzweilige Unterhaltung auf technisch höchstem Niveau. Insbesondere die Umsetzung der Szenen ohne Gehörschutz empfinde ich als sehr gelungen…