One Last Job – Ein letzter Auftrag (System Matters Verlag)

„Ihr habt schon eine Weile nicht mehr gearbeitet, und vor allem habt ihr schon sehr lange nicht mehr zusammen gearbeitet. Nicht nach dem, was passiert ist. Aber jetzt ist die alte Crew wieder zusammen und ihr müsst es irgendwie packen. Sicher, dass ihr es immer noch drauf habt?
ONE LAST JOB – EIN LETZTER AUFTRAG ist ein schnelles Rollenspiel ohne viel Vorbereitungszeit. Die Spielerinnen und Spieler schlüpfen in die Rolle einer Crew, die es noch ein letztes Mal wissen will. Spielt Gangster, Diebe, Hacker oder Abenteurer und erledigt den Job wie Profis.
Der Clou: Die Charaktere werden im Spiel erschaffen. Immer wenn jemand Mist baut, erinnern ihn die Mitspieler daran, wie viel besser er mal war und legen so die Merkmale seines Charakters fest.
ONE LAST JOB – EIN LETZTER AUFTRAG hält verschiedene Settings bereit:
– Gelingt euch der Einbruch ins Museum um das Gemälde zu stehlen?
– In der nahen Zukunft gilt es eine Datenfabrik lahmzulegen, seid ihr bereit?
– Könnt ihr im Wilden Westen die Postkutsche überfallen?
– Ein Königreich hat Probleme mit einem Drachen, genau der richtige Job für euch?
– Habt ihr den Mumm nach der atomaren Apokalypse wertvolle Technologie aus der Mine zu stehlen?
-Schafft ihr es aus der Nervenheilanstalt auszubrechen um die Welt vor den Großen Alten zu warnen?
Oder bist du schon zu alt für den Sch***?“

von Grant Howitt
Deutsche Version:
Redaktion Daniel Neugebauer
Übersetzung: Adrian Lauer
Lektorat: Frank Heller und Thorsten Panknin
Korrektorat: Verena Busch und Marcus Jürgens
Grafik, Layout und Umschlag: Patrick Wittstock

Fazit: Ich finde den Ansatz gleichsam spannend als auch gefährlich: in ONE LAST JOB überlegen sich Spieler und Spielleiter zusammen zunächst das Szenario, in dem die Spielrunde stattfinden soll, danach wird ein Auftrag überlegt, der erledigt werden soll, und zuletzt wird eine Katastrophe dargestellt, die beim letzten gemeinsamen Job schief gelaufen ist. Wenn das erst einmal alles steht und gemeinsam geklärt wurde, stellt der Spielleiter einen ersten Charakter vor, der für die anstehende Mission seiner Meinung nach unverzichtbar ist. Für diesen Charakter muss sich ein freiwilliger Spieler finden, der ihn übernimmt. Daraufhin darf dieser Spieler dem Auftrag eine weitere Hürde hinzufügen, für die er einen anderen Profi im Team haben will. Er beschreibt also die zweite Charakterfigur, für die sich wieder ein freiwilliger Spieler finden muss. Auf diese Weise wird die Mission immer weiter geplant, bis alle Spieler einen Charakter haben. Soweit, so abgefahren. Das ist aber noch lange nicht alles.
Die späteren Proben werden über Würfel gelöst, und hierfür bekommt ihr Eigenschaften. Wer jetzt denkt „okay, nun kann ich meinen Charakter ja individuell gestalten“, der irrt schon wieder. Alle starten mit einem Wert von 2 in ihren Eigenschaften, und man kann sich selbst als „Bester“ in einer Eigenschaft erklären (was einem den Wert von 3 verschafft), allerdings nur unter der Voraussetzung, dass sich auch jemand findet, der sich als „Schlechtester“ in der Eigenschaft begnügt, was den Wert um 1 senkt. Dafür erhält der Spieler allerdings auch zwei Punkte Mumm.
Die Größe der zu werfenden Würfel wird bestimmt durch deine Eigenschaften, deine Fertigkeiten, deine Ausrüstung, durch das erzählen von Legenden bzw. die bereits erlittenen Narben.

Mumm kann man für zwei Dinge einsetzen: man kann ein Risiko eingehen und mit drei zusätzlichen Würfeln noch einmal würfeln, oder man kann die Zähne zusammenbeißen und dadurch verlorenes Stehvermögen zurückerhalten.
Die geworfenen Würfel werden mit denen des Spielleiters verglichen, der seine Würfelanzahl über den Gefahrenpool definiert. Dieser steigt nicht nur von Szene zu Szene, sondern kann auch steigen, wenn die Charaktere etwas Dummes machen (dies steht im Spiel für die Option, den höchsten Würfelwert des Spielleiters in eine 1 zu verwandeln).
Sollte der Spielleiter einfach zu gut gewürfelt haben, können sich die Spieler auch (bewusst) verletzen, also den höchsten Würfelwert vom Spielleiter auf eine 10 setzen, dadurch einen Punkt Stehvermögen verlieren und den Würfel anschließend aus dem Vergleich zu nehmen. Wenn eine Szene überhaupt nicht zu meistern ist, kann man die Mission auch jederzeit an dieser Stelle abbrechen und der nächste Spieler muss sich überlegen, wie man alternativ an das Ziel gelangen kann…


Durch das Erzählen von Anekdoten über einen anderen Spieler kann man Mumm-Punkte erhalten, sind diese besonders fies dem anderen Spieler gegenüber, erhält man auch selbst Punkte.
Ähnlich verhält es sich mit dem Erzählen von Legenden über einen anderen Spieler oder die Erwähnung von bestimmter Ausrüstung, die der Spieler dabei haben könnte.
Zu guter Letzt kann man den Misserfolg eines anderen Spielers auch in einen Erfolg verwandeln, wenn man dafür eine Narbe kassiert. Der Dreh- und Angelpunkt in diesem Spiel ist also: der Spieler selbst ist nur so gut, wie ihn seine Mitspieler darstellen. Da man gemeinsam die Mission erfolgreich bestehen will, sollten sich also alle entsprechend ins Zeug legen, um die anderen Charaktere möglichst vielseitig darzustellen und in den richtigen Momenten die richtige Hilfestellung zu bieten.


Das 63-seitige Regelwerk liest sich flott durch, die Zeichnungen und Grafiken erinnern leicht an „Sin City“, und das wäre sicherlich auch ein absolut passendes Setting für dieses Spiel. Stattdessen sind in der Anleitung sechs andere Settings vorgeschlagen, zu denen es jeweils unterschiedliche Missionsvorschläge gibt, sodass ich, ohne die zusätzlichen Schwierigkeiten dabei überhaupt in Betracht zu ziehen, bereits bei 47 unterschiedlichen Missionsvorschlägen bin, bevor ich mir eigene Settings und Szenarien überlegen müsste. Das ist schon reichlich und zeigt ziemlich gut, wie vielseitig das Spiel sein kann.

ONE LAST JOB – EIN LETZTER AUFTRAG ist definitiv kein Rollenspiel im klassischen Sinn, und es ist definitiv auch kein Spiel für Anfänger. Wer aber schon immer mal kurzweilige One-Shots spielen wollte und keine große Lust hat, sich dafür jedes mal etwas Neues auszudenken, der ist hier bestens bedient. Ich kann mir ONE LAST JOB perfekt als Auflockerung zwischendurch bei festen Rollenspielrunden vorstellen, wenn das Standard-Setting gerade mal am Ende einer Kampagne angelangt ist und man Lust auf eine kurze Pause hat.