Ein Wildschwein als Menschen fressende Bedrohung in einem Horrorfilm? Ja, warum eigentlich nicht. Dass sich ausgerechnet der ferne Osten (genauer gesagt Südkorea) dieses Themas annehmen muss, weckt bei mir schon im Vorfeld eine böse Vorahnung. Aber warten wir es mal ab und schmeißen die Scheibe in den Player.
Schon nach wenigen Minuten ist eines klar: böse Vorahnungen haben häufig etwas Wahres an sich. KEILER – DER MENSCHENFRESSER setzt gekonnt das komplette Repertoire fernöstlichen Humors ein und bietet dabei dann noch das blutrünstige Schwein, das wir uns gemäß Titel erhoffen. Problem an der Sache: fernöstlicher Humor wird in den hiesigen Längengraden allgemein betrachtet nicht für lustig befunden (das gilt allerdings umgekehrt wohl genauso). Wenn also ein schusseliger Polizist einen Abhang herunterkugelt, kugelt sich auch das südkoreanische Publikum. Wenn danach der Vorgesetzte hinterher kugelt, machen sich die ersten im Publikum in die Hosen vor Lachen. Wenn dann der Vorgesetzte seinen Untergebenen auch noch für sein Ungeschick tadelt, ist der Kinosaal wohl nicht mehr zu halten. Hinzu gesellen sich irgendwie verrückte Charaktere, die wirklich schrullig und verstört sind, was aber für den eigentlichen Verlauf der Geschichte keinerlei Auswirkungen hat, sondern einfach nur witzig wirken soll.
Und natürlich dreht sich in fernöstlichen Filmen häufig alles um alte Werte, Ehre, Ruhm, etc. Da nehmen sie sich nicht viel mit den Amerikanern und deren an erster Stelle stehenden Patriotismus (zur Not auch in einem Liebesfilm).
Wie dem auch sei, der Plot des Films ist schnell zusammengefasst: das kleine Dorf Sameri wird Opfer von schrecklichen Verbrechen: erst werden Gräber geplündert, dann tauchen bestialisch verstümmelte Leichen auf. Schnell ist klar, dass es sich nicht um einen kranken Serienkiller handelt, sondern um ein gefräßiges Wildschwein, das zudem unglaublich groß sein muss. Profijäger werden engagiert, um dem Keiler ein Ende zu machen. Als die Jagdgesellschaft ein riesiges Wildschwein erlegt, wird ihnen zu Ehren ein Freudenfest veranstaltet. Doch die Obduktion des Tieres ergibt, dass es eigentlich nicht für die Gräueltaten verantwortlich sein kann. Um der Wirtschaft des Dorfes nicht zu schaden, wird darüber offiziell geschwiegen. Doch dann taucht der eigentliche Menschenfresser im Dorf auf und fällt über die feiernde Gesellschaft her…
Der Polizist Kim macht sich mit ein paar mutigen Auserwählten auf, um dem Wildschwein im Wald den Rest zu geben.
Horrorfilme, deren Kerninhalt ein riesenhaftes Tier ist, haben schon immer begeistern können, wie ‚Der weiße Hai’ oder unlängst ‚The Host’ bewiesen haben. Das Mutantenschwein aus dem Wald erinnert zwar grundlegend erst einmal ganz entfernt an das tapfere Schneiderlein, dürfte davon allerdings nicht inspiriert worden sein.
Der Film ist an sich gut gemacht, die Special Effects können sich sehen lassen, und auch die schauspielerische Leistung ist in Ordnung (wobei auch das eher schwierig fürs europäische Auge zu beurteilen ist). Wer auf seichten Tierhorror steht und wer sich auch über Jackie Chan-Filme kaputt lachen kann, ist hier sicherlich gut aufgehoben. Man muss schon offen für diesen speziellen Humor sein, um mit dem Film etwas anfangen zu können, sonst wird die Mixtur aus Klamauk und Horror eher schwierig einzuordnen sein. Meiner Ansicht nach hätte der Film allerdings gerne ein viertel-halbes Stündchen kürzer sein können, um die Handlung etwas zu straffen. So hat er ab und an ein paar Längen…