Mit G.I. JOE schickte Hasbro nach Transformers ihre zweiten Actionfiguren als Realverfilmung auf die große Leinwand. Für den deutschen Markt dürfte das recht erfrischend gewesen sein, denn hierzulande sind die kleinen Plastikfiguren eher unbekannt. Was viele sicherlich komplett überraschen dürfte: G.I. Joe war die erste Actionfigur überhaupt und wurde als Jungenvariante der Barbie eingeführt. Dass sich aus Marketinggründen hierzu später noch eine Geschichte und unterschiedliche Typen mit eigenständigen Codenamen entwickeln würden, war zu diesem Zeitpunkt noch lange nicht in Sicht.
Also: Actionkino mit Neuland-Szenario? Unterschiedliche Charaktere mit völlig individuellen Zügen, Beweggründen und Neigungen? Eine interessante Geschichte, die es von Grund auf neu zu erzählen gibt? Tja, hieraus könnte man jetzt stundenlang eine „Was wäre, wenn“-Debatte führen. Fakt ist: die Macher haben sich auf Popkorn-Kino mit tollen Computer-Effekten beschränkt, die Story, die hinter den Actionsequenzen liegt, ist zum einen sehr dünn, wirkt konstruiert und ist auch nicht immer in sich schlüssig, geschweige denn für den Zuschauer verständlich.
Sieht man aber über die inhaltlichen Schwächen hinweg und über die Tatsache, dass hier eigentlich Konflikte zwischen den einzelnen Figuren herrschen, die als Randerscheinung mit erwähnt werden, auf die Handlung aber fast keinen Einfluss zu haben scheinen, bleiben überraschend gut aufspielende Schauspieler und (in erster Linie) Schauspielerinnen (jeweils natürlich nur im Rahmen der durch den Film gesteckten Möglichkeiten), wobei hier mit Dennis Quaid in der Rolle von General Hawk wohl der größte Namen genannt sein möchte, alle anderen gehören eher noch zur Schauspielerriege von morgen.
Der eigentliche Star des Films sind aber die Abteilungen Special Effects und CGI. Hier hat man wirklich alles herausgeholt, was nur irgendwie geht, und einen Action-Potpourri zusammengerührt, der seinesgleichen sucht. Rasant, dramatisch, unglaublich überzeugend in Szene gesetzt (wer mal in den Special Features der DVD nachschaut, kann sich einen Einblick darüber verschaffen, was tatsächlich am Set zu sehen war und wie es hinterher aussieht). Das dürfte wohl auch der Grund gewesen sein, warum Transformers und jetzt auch G.I.JOE erst so spät verfilmt wurden: mit normalen Mitteln wäre das alles nicht machbar gewesen.
So verschlagen einem die Effekte sprichwörtlich den Atem, aber: leider überspannt Stephen Sommers den Bogen hier ein wenig. Zu viel des Guten, etwas zu viel gewollt, und dazu dann zu wenig Inhalte geliefert. Der Schluss des Films deutet schon an, dass wir mit „Geheimauftrag Cobra“ nicht den letzten G.I. JOE Film gesehen haben werden, und es bleibt von daher die Hoffnung, dass man nun, nachdem man durch das Feuerwerk, das man hier abgefackelt hat, nicht noch eins draufsetzen will, sondern lediglich das Interesse an einer Filmreihe wecken wollte, die man ab jetzt auch etwas gemächlicher in Szene setzen könnte, mit ein wenig mehr Tiefgang und mehr Erläuterungen zu den einzelnen Figuren.
Sollte das allerdings ausbleiben, so wird das Interesse an weiteren G.I.Joe-Filmen eher gering bleiben, denn die Figuren bleiben dermaßen blass und unklar, dass es einem schwer fällt, sich mit irgendwem zu identifizieren. Auch die Beweggründe sind eher schwammig, sodass man im Endeffekt gar nicht weiß: soll ich jetzt für die Terroristen Daumen drücken, oder sind dann doch die elitären Spezialeinheitskräfte von G.I.JOE die Partei, der man den Sieg wünschen sollte…
Aber, wie so häufig bei Actionkino in der jüngsten Vergangenheit, so lautet auch diesmal die Devise: Kopf ausschalten und einfach berieseln lassen, dann funktioniert der Film ganz hervorragend. Sobald man aber beginnt, sich über das Gesehene Gedanken zu machen, wird es leider kritisch. Übrigens: mit 113 Minuten Laufzeit bewegt man sich hier auf recht dünnem Eis: für den gebotenen Inhalt zu lang gestreckt, für das, was man alles hätte erzählen können, zu kurz. Wir sind gespannt, wie Teil 2 wird.