Method Man (Wu Tang Clan) als Darsteller eines introvertierten, menschenscheuen Pathologen, der im tiefsten Ghetto seine Arbeit vollführt, auch zu Hause nur von Leichen umgeben ist, da er sich als Hobby und Zubrot als Tierpräparator verdingt, das Ganze als Film Noire verpackt… Was sich auf den ersten Blick ganz nett anhört, muss allerdings auch auf den zweiten Blick überzeugen. Willkommen bei DER SEZIERER.
Trist und düster, das ist das Szenario, in das uns Regisseur Gareth Maxwell Roberts hineinwirft. DER SEZIERER verzichtet nahezu Vollzeit auf visuelle Effekte, sondern arbeitet mit ausdrucksstark gezeichneten Charakteren, die allesamt einen düsteren Teil ihrer Seele Preis geben werden. Die Erwartungshaltung an den Film ist vielleicht etwas hoch gesteckt. Denkt man doch eigentlich, dass der stets gebückt gehende, von seinem Umfeld scheinbar stetig unterdrückte Mann irgendwann aus sich heraus kommt und als Rächer in Erscheinung tritt, so muss man nach neunzig Minuten erkennen: manche Leute können auch als „Helden“ gelten, wenn sie einfach nur nicht wegsehen, sondern sich kümmern. Es bedarf nicht immer einer Aktion, um zu helfen, auch das Durchbrechen der sonstigen Lebensgewohnheiten kann bedeutend sein.
So erwacht in dem Sezierer eine Erinnerung an seine Mutter, nachdem er bei einer Verstorbenen eine Tätowierung entdeckt, die ihn an ein Bild in seinem alten Zuhause erinnert. Auch der unlängst ihm unterstellte Träger (ein Verbrecher auf Bewährung) zeigt deutliches Interesse an der Tätowierung, und ein kleiner Junge, der unbedingt in die Leichenhalle will, hat ebenfalls damit zu tun.
Wer jetzt denkt, dass DER SEZIERER nun davon handelt, dass sich der Pathologe aufmacht, um die Zusammenhänge zu entschlüsseln, der irrt. Diese lösen sich von ganz alleine, ohne sein Zutun, auf, und genau da ist auch die Problematik des Films: hier passiert scheinbar alles irgendwie komplett von selbst, kaum etwas erfordert eine Handlung oder Aktion, wodurch der Film ein wenig vor sich hin plätschert, ohne groß Aufsehen zu erregen.
Lediglich im letzten Drittel wird es noch einmal ein wenig spannender, wenn die Zusammenhänge geklärt sind und man auf das Ende der Geschichte wartet, aber auch das bleibt eher in einem überschaubaren Rahmen. Löblich ist, dass die Geschichte inklusive der Hintergrundgeschichte um Method Man´s Mutter aufgelöst wird, jedoch ist dieses Ende eher als Epilog zu verstehen, der die Spiellänge des Films nur künstlich verlängert und bei jedem anderen Film wahrscheinlich herausgestrichen worden wäre.
Fazit: DER SEZIERER bietet eine durchaus interessante Story, die aber leider ziemlich unspannend erzählt wird. Schauspielerisch ist hier alles im Lot, die Tatsache, dass der Film in 3D gedreht wurde, ist ein nettes Gimmick, mehr aber auch nicht, denn statt räumlicher Tiefe hätte es hier viel dringender inhaltlicher Tiefe und Bedeutung bedurft.