Kaum ein Film hat in den letzten Jahren unter Fans eine ähnlich große Kontroverse ausgelöst wie der neue STAR TREK im Jahr 2009. Regisseur J.J. Abrams hat es „gewagt, einen neuen Ansatz für die Enterprise zu nehmen, gewagt, einen parallelen Zeitstrang in das Star Trek-Universum einzuführen, mit neuen, jungen Gesichtern zu starten, und aus der inzwischen leicht angestaubten Filmreihe einen frischen, actionreichen, dynamischen Blockbuster zu machen. Die alten Fans waren plötzlich in zwei Lager gespalten, nämlich solche, die auch den neuen Ansatz toll fanden, und solche, die ihn hassen. Zum Glück haben sich zu ersterer Hälfte auch Leute mit dazu gesellt, die bislang gar nichts mit Star Trek am Hut hatten, und der Erfolg hat Abrams letzten Endes Recht gegeben. Mit STAR TREK – INTO DARKNESS legt er jetzt die Fortsetzung seiner Reihe vor (und hat sich, was ebenfalls hinlänglich bekannt sein dürfte, inzwischen auch die Regie für die nächste Star Wars-Episode übernommen, man darf also gespannt sein).
Während einer Mission bricht Kirk (Chris Pine) mehrere Regeln der Sternenflotte, indem er eine primitive Kultur vor einem Vulkanausbruch errettet, und letzten Endes sogar Spock (Zachary Quinto) aus dem Vulkan holt und damit die Enterprise „enttarnt“. Das hat natürlich Konsequenzen: Kirk verliert nicht nur den Rang des Captains, sondern auch die Enterprise, Spock wird aus seinem Team abgezogen, und nur mit Glück und Unterstützung seines Mentors entgeht er der neuerlichen Prüfung in der Akademie. Aber alles kommt anders als erwartet: ein terroristischer Angriff auf die oberste Führungsriege der Sternenflotte ermöglicht es, dass er wieder das Kommando über die Enterprise erhält und auch Spock wieder unter seinen Befehl rufen kann. Zusammen mit Uhura (Zoe Saldana), Pille (Karl Urban), Chekov (Anton Yelchin), Sulu (John Cho) und Scotty (Simon Pegg) beginnen sie eine Verfolgungsjagd, um dem Attentäter, der als John Harrison (Benedict Cumerbatch) identifiziert werden konnte, Einhalt zu gebieten. Doch der verfolgt ganz eigene Ziele, und so ist es Kirk eine einfache Aufgabe, Harrison zu stellen. Zu einfach?
Was Abrams hier zaubert, ist ganz hohe Kinokunst! Nicht nur, dass die ganzen Special Effects und CGi-Sachen unglaublich realistisch wirken und in den actionlastigen Szenen irgendwie alles knallt und explodiert, ganz nebenbei versteht er es auch, die Charaktere sehr klar und fein zu zeichnen (was sicherlich auch für die schauspielerische Leistung der einzelnen Figuren spricht), der Geschichte Leben und Humor einzuhauchen, ohne das es lächerlich wirkt, und zu allem Überfluss auch noch, sich vor einem Klassiker der Star Trek-Geschichte zu verbeugen.
Die neue Zeitlinie, die Abrams mit dem Star Trek-Franchise bestreitet, ist eine andere, das ist klar. Sicherlich hat das auch in vielen Punkten mit Zugeständnissen zu tun, die man als eingefleischter Fan machen muss, um sich auch hier wohl zu fühlen. Aber mal ganz ehrlich: hätte sich nicht etwas verändert, so wäre der Star Trek-Drops inzwischen wohl gelutscht und keiner würde mehr neue Filme oder Serien dazu sehen wollen. Das, was J.J. Abrams mit dem ersten Teil bereits gelungen ist, setzt er nun konsequent fort und wird zudem noch besser in dem, was er tut. Sicherlich ist das in jeglicher Hinsicht Äpfel mit Birnen vergleichen, nichtsdestotrotz würde ich mich so weit aus dem Fenster lehnen wollen, dass STAR TREK – INTO DARKNESS der beste Film der Reihe überhaupt ist. Die Effekte sind einfach klasse, die Charaktere etabliert und durch die jeweiligen Schauspieler perfekt besetzt, die Atmosphäre des Films stimmt in sich, und es handelt sich um die Neuinterpretation eines Klassikers. Natürlich tragen auch die ersten zehn Star Trek-Filme zum Erfolg von INTO DARKNESS bei (und ja, auch die Serien), aber die kritischen Stimmen mögen bitte Abstand davon nehmen, STAR TREK und STAR TREK – INTO DARKNESS daran zu messen, dass sie nicht mehr ins alte Star Trek-Universum passen: das war so beabsichtigt und ist voll bewusst. Das Farbfernsehen hat man anfangs auch verteufelt, weil die Filme alle nicht mehr so schön schwarz-weiß waren…