DEADPOOL dürfte einer der Titel sein, bei dem die Kritiken das gesamte Maß von „nein, danke“ bis hin zu „Spiel des Jahres“ ausloten könnten. Alles steht und fällt damit, ob derjenige, der sich hinter den Controller klemmt, gewillt ist, sich in die abstruse, trashige Geschichte hineinzuversetzen oder nicht. Der Humor, der hier in jeder erdenklichen Situation auf den Spieler einprasselt, ist sicherlich nicht jedermanns Sache, aber genauso sicher dürfte auch sein, dass sich nicht jedermann DEADPOOL aus dem Regal zieht, um es zu spielen. Allein schon der Aufenthalt in Deadpools Wohnung vor der ersten eigentlichen Mission ist für mich schon unterhaltsamer Hochgenuss gewesen, bei dem ich versucht habe (und letzten Endes auch erfolgreich gewesen bin), jede denkbare Kleinigkeit auszuprobieren, und sei es, den Protagonisten auf die Toilette zu setzen um eine biologische Katastrophe abzuseilen…
Deadpool ist ein Freak, völlig verwirrt, egozentrisch, über alle Maße hinweg in sich selbst verliebt, sexistisch, brutal, oberflächlich, er kann nicht zuhören, ist schnell von Dingen gelangweilt, macht dafür andere Dinge gerne kaputt und fühlt sich großartig, wenn er anderen weh tun kann. Damit ist quasi schon alles gesagt. Naja, fast zumindest.
DEADPOOL spielt sich eigentlich wie ein x-beliebiges Hack´n´Slay-Adventure, bei dem ihr zwischen euren Klingen und Schusswaffen hin und herwechselt. Dadurch, dass Deadpool auch Teile der DNA von Wolverine besitzt, kann er sich selbst extrem schnell heilen, somit ist es eher eine schwierige Aufgabe, im Spiel zu sterben (nichtsdestotrotz kann euch das passieren). Wo bei Wolverine lediglich die Erinnerung bei gelitten hat, muss sich Deadpool alias Wade Wilson damit anfreunden, dass er im Kopf jetzt nicht mehr ganz rund läuft.
Was das Besondere an DEADPOOL ist? Mehr oder weniger permanent wird hier die Grenze zwischen virtueller Realität und Realität durchbrochen, indem sich Deadpool in Monologen an den Spieler wendet und ihn z.B. auf seine eigene Grandiosität aufmerksam macht, Spieltipps gibt oder kurzum das eigentlich geplante Spieleskript durchliest, für nicht interessant erklärt und selbst entscheidet, wie es stattdessen weiter geht… Deadpool als Charakter erinnert mich stellenweise stark an Jim Carrey in „Die Maske“. Overacting, Egozentrik, überdrehtes Gehabe, kurz: eine Figur, die mehr als nur von sich selbst überzeugt ist. Ein Zeitreisender erklärt gerade, wie man die Welt vor ihrem Untergang durch Mr. Sinister retten kann? Laaaaaangweilig, Deadpools Gedanken schweifen ab, er hört nicht wirklich zu, und macht hinterher einfach alles kaputt, das kann nur der richtige Weg gewesen sein, oder?
Alles, was hier an Witz und überdrehten Einfällen aufgebaut wird, muss sich leider in einer grafisch eher durchschnittlichen Landschaft positionieren. Optisch ist DEADPOOL kein wirklicher Hit, allerdings auch kein Reinfall. Das stereotype Gameplay, das euch von A nach B schickt und dabei unzählige Gegner entsorgen lässt, ist für sich betrachtet irgendwann sehr ermüdend, denn abgesehen von ein paar wenigen Rätseln (die als solche keine wirklichen Kopfnüsse sind) passiert da nicht wirklich viel mehr. Ihr müsst euch also schon an die Story halten, um wirklich gut unterhalten zu werden.
DEADPOOL ist technisch leider nicht 100% auf der Höhe, es ist ein sehr eingleisiges Gameplay, macht aber dennoch unglaublich viel Spaß, da die Geschichte dafür sorgt, dass man in regelmäßigen Abständen lauthals loslachen muss, vorausgesetzt, der im Spiel verarbeitete Humor spricht einen an. Wir gehen aber eigentlich davon aus, dass man DEADPOOL nur dann spielen will, wenn man für diese Art von Humor zugänglich ist. Entsprechend von unserer Seite ein klarer Anspieltipp, wenn nicht sogar gleich eine Einkaufsempfehlung!