„Schande. Ehre. Liebe.
Wir schreibe das Jahr 1572 und die blutigste Epoche der japanischen Geschichte neigt sich dem Ende zu. Die streitenden Reiche rekrutieren jeden waffenfähigen Mann und zurück bleiben wehrlose Dörfer voller Frauen, Kinder und den Alten. Ein kleines Dorf leidet unter dem Schrecken einer grauenvollen Bedrohung. Ohne einen Verteidiger sind die Dorfbewohner dem Untergang geweiht. Da erscheint Kagematsu, ein eigensinniger Ronin.
Hier wäre jemand, der das Dorf verteidigen könnte – wenn man ihn nur von seinem ziellosen Weg abbringen könnte. Und so versuchen einige Frauen des Dorfes die Zuneigung des Ronin zu erringen und ihn für ihre Suche zu gewinnen…
KAGEMATSU ist ein schnelles Spiel für vier bis sechs Spielerinnen und Spieler, das man an einem Abend spielen kann.“
von Danielle Lewon & S.R. Knipe
deutsche Redaktion: Daniel Neugebauer
Dauer: ca. ein Abend für Spielerinnen und Spieler ab mindestens 16 (dies ist keine offizielle Altersfreigabe, sondern eine eigene Empfehlung, denn das Spiel erfordert ein gehöriges Maß an persönlicher Reife).
FAZIT: KAGEMATSU ist ein etwas anderes Rollenspiel. Hierbei übernimmt ein Spieler (bzw. laut Regelbuch soll es eine Spielerin sein) die Rolle des Ronin, die anderen spielen eine der Bewohnerinnen des Dorfes. Euer Ziel ist es jeweils, den Ronin aus der Reserve zu locken und davon zu überzeugen, die drohende Gefahr (die ihr im Vorfeld gemeinsam definieren müsst, genauso wie das Dorf an sich) abzuwehren.
Hierfür nutzt das Spiel nur ganz wenige Werte: Unschuld, Liebreiz, Verzweiflung und Furcht. Anschließend werden kurze Begegnungsszenarien gespielt, wo die Dorfbewohnerin ihre Überzeugungs- und Verführungskünste unter Beweis stellen kann, und Kagematsu muss auf diese Versuche reagieren. Hierfür werden schlicht nach einem in den Regeln erklärten Prinzip W6-Würfe gegenübergestellt, Erfolge senken die Furcht bei den Bewohnerinnen und erhöhen umgekehrt ggf. die Liebe beim Ronin, denn dieser ist nicht nur erfolgsgesteuert: hier entscheidet der Spieler bzw. die Spielerin, ob zum Beispiel ein erfolgreicher Versuch, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, bei dem sie sich aus Verzweiflung die Klamotten vom Leib gerissen hat, Liebe hervorruft oder vielleicht doch nur Mitleid. Schaffen die Spieler es, Kagematsu zu überzeugen, für sie einzustehen, so tritt dieser gegen die Bedrohung an, und je mehr er hierfür motiviert ist, umso leichter wird es ihm gelingen. Abschließend schildert er noch, wer denn nun sein Herz erobert hat, alle Spieler geben eine kurze Abschluss-Szene, und damit endet das Spiel dann.
Das Buch umfasst 52 Seiten, hiervon sind aber vieles nur Illustrationen und es werden sehr viele Praxisbeispiele genannt, zudem gibt es ein allgemeines Vorwort zu Rollenspiel und Setting sowie einen Anhang mit Begriffserklärungen, typischen japanischen Namen etc., will heißen: um für KAGEMATSU spielbereit zu sein, muss man nicht erst lange die Regeln studiert haben.
KAGEMATSU ist in erster Linie ein Erzählspiel, bei dem eure Darstellung der einzelnen Szenen über den Erfolg und Spaß an der Geschichte entscheiden. Wenn sich eine Spielerin gefunden hat, die KAGEMATSU spielen will, müssen sich alle anderen ebenfalls damit zurecht finden, eine Frau zu spielen, die aus Furcht oder Verzweiflung gewillt ist, den Ronin zu bezirzen. Das ist nicht unbedingt was für jeden, aber verspricht zumindest einen Abend, der definitiv eine Abwechslung zum sonstigen Rollenspiel-Alltag bieten sollte…