Lasst das gruseln beginnen! Horror-Adventures, die ganz tief unter die Haut gehen, haben mich schon seit Phantasmagoria-Zeiten auf dem PC nicht mehr losgelassen. Was gibt es schöneres, als sich ganz tief in die Geschichte eines Spieles zu begeben, sich darin zu verlieren und regelrecht mitzuzittern? Wenn die Atmosphäre, die ein Spiel aufbaut, so dicht ist, dass man bei jedem kleinsten Geräusch aus den Boxen zusammenzuckt, dann haben die Macher alles richtig gemacht. SIREN BLOOD CURSE will sich gerne in dieser Reihe positionieren. Funktioniert das auch?
Die Geschichte ist in zwölf einzelne Episoden aufgeteilt. Diese sollten ursprünglich im Playstation Netstore als Download erhältlich sein, da hierzulande aber wegen der FSK 18-Einstufung des Titels (und die trägt er völlig zu Recht) diesbezüglich Probleme auftraten, gibt es alle zwölf nun zu einem absolut fairen Preis auf Scheibe gepresst. Dass es sich hierbei um eine grafisch deutlich ansprechendere und auch zu einem großen Teil inhaltlich überarbeitete Version des PS2-Titels ‚Forbidden Siren’handelt, stört dabei eigentlich nicht weiter. In dem Survival-Horror dreht sich alles um ein Kamerateam und ein paar weitere unfreiwillige Leute, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind, nämlich just in dem Moment, wo das japanischen Dorf Hanuda, das einunddreißg Jahre zuvor vom Erdboden verschwunden ist, wieder auftaucht, seine Bewohner sich zombie-mäßig daran machen, alle nicht-infizierten mittels Mordwaffen zu gleichgesinnten Zerrbildern ihrer selbst zu machen, und die Zivilisten völlig hilflos dazwischensteht und nicht wissen, wie sie sich ihrer Haut erwehren sollen.
Als Beispiel sei nun Episode 1 verraten, in der wir als Student Howard Wright vor einem Shibito-Polizisten (Shibito ist der Name der dämonisch besessenen Leichen) fliehen müssen. Anders als bei anderen Survival-Horrorspielen liegt eben nicht gleich in der ersten Schublade, die man öffnet, eine Handfeuerwaffe, mit der der restliche Spielablauf geklärt wäre und man sich eben nur noch die Frage stellen muss, wo die nächste Munition bzw. die nächste Heilpflanze steht, sondern ausser der einen oder anderen behelfsmäßigen Schlaghandverlängerung (hier Sake-Flasche oder Spaten) gibt es nichts. Warum? Weil SIREN BLOOD CURSE eigentlich weniger auf Shooterbasis arbeiten will, sondern vielmehr mit einem Versteck-und Verwirrspiel aufwartet. So kann man sich unter Hausverandas verkriechen, im Wandschrank auf bessere Zeiten hoffen oder unter Betten krabbeln. Da die Shibito nicht taub sind, kann man sie auch mit lauten Geräuschen von seiner eigenen Position weglenken. Solange man sich in einem Versteck befindet, kann man sich in die Sichtweise der Shibito einklinken, sieht also, wo sie langlaufen, welche Geräusche sie hören und von sich geben, wo sie mal etwas genauer hinschauen und wo nicht, etc.
Einziges Manko bei dem Spielverlauf ist unserer Meinung nach, dass der Lösungsweg ziemlich linear und starr ist. Eigentlich sucht man in den düsteren Räumlichkeiten und Aussenarealen lediglich nach der Stelle, wo man sich als nächstes per Knopfdruck verstecken kann, wo man als nächstes per Knopfdruck durch ein Fenster klettern kann oder durch welche Tür man als nächstes gehen kann. Warum das trotzdem Spaß macht und als Spiel funktioniert? Die Angst ist nahezu greifbar, sitzt einem direkt im Nacken, und ähnlich wie in einem guten Film rennt man panisch von Ort zu Ort und versucht, eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Dass die dämonischen Widersacher nur auf arg brutale Weise ausgeschaltet werden können und, wie sich dann herausstellt, dies auch keine Dauerlösung ist, ist man heilfroh, wenn man dann einen Platz findet, an dem ein Versteck angeboten wird.
Die etwas hakelige Steuerung der Kamera und Spielfigur lässt an manchen Stellen Verzweiflung aufkommen, die nichts mit der Dramaturgie des Spiels zu tun hat. Nichtsdestotrotz ist SIREN BLOOD CURSE ein Hit im Bereich Survival-Horror, zumal man das Gefühl von Angst und Hilflosigkeit über die gesamte Spielzeit hinweg nicht loswird. Dass das Spiel von vornherein mit einem solch fairen Preis in den Handel kommt, animiert zusätzlich zum Kauf und sollte für andere Hersteller eine Vorbildfunktion bekommen…