Auf den Spuren von Grand Theft Auto? So wirkt die Geschichte, auf der der Storymodus von MIDNIGHT CLUB: LOS ANGELES aufgebaut ist ein wenig schon, allerdings fehlen die Knarren. Das ist aber auch nicht sonderlich verwunderlich, schließlich ist das Spiel auf der gleichen Grafikengine entwickelt und ebenfalls von Rockstar Games. Dafür gibt es jede Menge schneller Autos, Straßenrennen, Tuningwerkstätten und vieles mehr zu entdecken. Lust auf eine Spritztour durch Los Angeles? Dann ab ins Vergnügen.
Zu Beginn des Spiels müsst ihr euch für ein Auto entscheiden, mit dem ihr eure Karriere als berüchtigter Straßenrennen-Fahrer lostreten wollt. Vergleicht man diese Klapperkisten aber mit so ziemlich jedem anderen Auto, das durch L.A. rauscht, ist das von der Begrifflichkeit fast schon eine Beleidigung für ebenjene. Aber das ist gar nicht so schlimm, denn schon kurz darauf habt ihr die Chance, das Auto überzulackieren, und dann sieht es auch schon etwas passabler aus, und ausserdem: bei einem Straßenrennen geht es nicht darum, dass das schönste Auto gewinnt, sondern das schnellste. Mit ein wenig (und ihr braucht anfangs wirklich nicht viel) fahrerischem Können sägt ihr die ersten Kontrahenten gnadenlos ab, kauft euch Tuningteile in der Werkstatt (natürlich gibt es auch Lachgaseinspritzung, das ist ja quasi Pflicht), und wagt euch dann an die etwas schwierigeren Brocken heran, um Respektpunkte auf der Straße zu sammeln (und natürlich auch das benötigte Kleingeld für weitere Tuningteile und ggf. anfallende Strafzettel).
Natürlich brausen nicht nur Möchtegern-Rennfahrer durch die Stadt, sondern auch ganz normale Leute, die sich an die Verkehrsregeln halten. Diese mobilen Hindernisse sind es, die die Straßenrennen so interessant gestalten. Verhaltet ihr euch aber zu auffällig, habt ihr ganz schnell die Gesetzeshüter im Nacken, und denen müsst ihr erst einmal ausser Sicht fahren, bevor ihr euch dann noch eine Weile versteckt halten müsst, um von der Fahndungsliste gestrichen zu werden. Über das GPS bekommt ihr regelmäßige Updates, wo es ein Rennen zu fahren gibt und gegen wen. Über ein selbsterklärendes Menü könnt ihr dann euren nächsten Gegner heraussuchen und als Zielkoordinaten ins Navi eingeben.
Soweit, so gut! Grafisch hat das Spiel ebenfalls einiges zu bieten. Die Fahrzeugmodelle wurden nach Original-CAD-Daten der Hersteller ins Spiel eingebracht, womit eine unglaubliche realitätsgetreue Visualisierung ermöglicht wurde. Was ebenfalls sehr gut rüberkommt, sind Lichtreflektionen auf frisch lackierten Wagen, und auch die Stadt selbst bietet eine große Breite an Details, die sich erst dann in ihrer ganzen Pracht zeigen, wenn man durch die Stadt cruised, statt mit Höchstgeschwindigkeiten durch den Verkehr zu ballern.
Das Radio dudelt stetig irgendwelche Trendsongs, die man glücklicherweise bei Bedarf auch weiterschalten kann. Die Reifen quitschen herrlich, die Motoren heulen laut auf, die Sprecher in den Zwischensequenzen kommen herrlich Ghetto-mäßig rüber.
Trotz dieser ganzen positiven Seiten, der Tatsache, dass man nun auch bei hellem Tageslicht durch die Stadt fahren kann, der einfachen Variante, andere Fahrer zum Straßenrennen herauszufordern (das funktioniert im Online-Modus genauso einfach), und dem Fakt, dass man den Übergang zwischen Offline-Storymode und Online-Fahrerei fast gar nicht mitbekommt, kann MIDNIGHT CLUB LOS ANGELES trotzdem nicht auf ganzer Linie überzeugen. Das Fahrverhalten der Autos ist fast zu einfach vom Handling, man hat kaum das Gefühl, dass das Fahrzeug sich überhaupt auf der Straße befindet. Das Feedback, das man erhält, strebt gegen null, weich wie Butter gleitet das Fahrzeug um die Kurven, und selbst wenn man mal einen richtig heftigen Crash hinlegt, dann schleudert das Auto zwar kurzfristig um die eigene Längsachse, fängt sich aber ganz schnell wieder. Irgendwelche Nachteile durch den erlittenen Schaden? Fehlanzeige! Bis kurz vor Totalschaden merkt man dem Auto eigentlich nicht an, dass man überhaupt irgendwie beschädigt ist. So kann es ganz schnell passieren, dass man plötzlich völlig zum Stillstand kommt, ohne vorab ein wirkliches Warnsignal erhalten zu haben.
Dass es ansonsten bei den Rennen keinerlei Regeln gibt, ist insgesamt natürlich ganz reizvoll, kann aber über die fehlenden Physikeinflüsse nicht hinwegtäuschen. Über den gepflasterten Mittelstreifen donnern? Kein Problem! Laternenpfähle umheizen? Warum nicht?! Durch Sprinkleranlagen? Läuft! Alles ohne auch nur das kleinste Zucken in der Lenkung! Diese schwer Arkade-lastige Spielweise macht es Einsteigern natürlich extrem leicht, wer aber auf realistisches Renngefühl steht, ist hier gänzlich fehl am Platz. Wo ich bei Titeln wie der Gran Tourismo-Reihe fluchen könnte, wenn auch nur das kleinste Touchieren des Randstreifens in den Leitplanken endet, so liegt die Sache hier total anders. Wenigstens eine minimale Bestrafung oder Herausforderung im Lenkverhalten hätte ich erwartet, um dem Spiel etwas mehr Leben zu verleihen. So bleibt die Spannung eher passiv, als würde man einen Film schauen, statt selbst aktiv daran teilzuhaben.