Toter Weltraum? So tot, wie uns der Titel das glauben machen will, ist er gar nicht. Oder handelt es sich um einen Schreibfehler, und man wollte eigentlich Deadly Space sagen? Wie dem auch sei, mit DEAD SPACE 2 erscheint die Fortsetzung zu dem von Kritikern und Spielern gleichermaßen hochgelobten SciFi-Horror-Survival-Shooter. In wie weit man sich hier entwickelt hat und was der neue Teil taugt? Lest selbst.
„Dem Ingenieur ist nichts zu schwör!“ Das muss sich auch Isaac Clarke gedacht haben, nachdem er den Alptraum auf der USG Ishimura lebendig überstanden hat. Der Techniker, der an Bord des Raumschiffs eigentlich nur die Kommunikationsanlagen reparieren sollte, da man davon ausging, dass dies der Grund für den Kontaktabriss sei, musste sich im ersten Teil des Survival-Shooters mit den Necromorph auseinandersetzen, bizarr entstellten Kreaturen mit tödlichen Gliedmaßen, die in einem Film gut als Kreuzung zwischen „Alien“ und „Hellraiser“ gepasst hätte. Irgendwie fleischig, blutig, mit jeder Menge Knochen, die ihnen aus den Körpern ragen und nur danach gieren, uns aufzuspießen. Diese Biester gilt es auch im zweiten Teil zu überleben, und das stellt sich als gar nicht so einfach heraus, da sie durchaus schmerzresistent sind und auch mit abgeschossenen Beinen noch versuchen, euch hangelnd zu erreichen und zu töten. Der von den Machern des Spiels ins Leben gerufene Begriff „strategische Zerstückelung“ ist hier Gesetz: zunächst durch Abtrennen der Beine verhindern, dass die Viecher zu schnell an euch herankommen, dann mit gezielten Schüssen unschädlich machen, indem man die Arme und Klauen entfernt, um dann letztendlich den Kopf unter seinem Stiefel zum bersten zu bringen.
Das klingt euch zu brutal und blutig? Wohl mit einer der Gründe, warum das bayrische Sozialministerium Einspruch gegen die erteilte USK 18 erhoben hat (übrigens eine Premiere im Bereich der Videospiele). Wer aber daran schon zu kauen hätte, der sollte die Finger von dem Titel lassen, denn Blut, Brutalität, abgetrennte Gliedmaßen etc. sind eigentlich noch recht harmlos im Vergleich zu dem permanent lauernden Terror, den ihr erlebt, wenn ihr euch in DEAD SPACE 2 bewegt.
Selten hat man einen so atmosphärischen Survival-Horror erlebt wie hier. Dass das Spiel insgesamt etwas mehr in Richtung Action gerutscht ist und die Necromorph nun vor allem durch ihre schiere Anzahl besonders bedrohlich sind, mag man den Machern verzeihen. Zwar hat dies den Effekt, dass man einzelne Gegner nicht mehr allzu ernst nimmt, dafür aber überlegt man sich mehr als nur einmal, ob man um eine Ecke geht, oder lieber erst einmal zum letzten Speicherpunkt zurückläuft, um auf Nummer sicher zu gehen. Sowieso werdet ihr feststellen, dass ihr deutlich weniger Zeit damit verbringen werdet, schnell durch die Level zu huschen, sondern vielmehr mit permanent gezogener Waffe wirklich jeden Winkel der Gänge und Räume ausleuchtet.
Ein paar Rätseleinlagen, in denen ihr vornehmlich mit dem Stasis-Strahl arbeiten müsst, um voranzukommen, Bereiche, in denen ihr unter Schwerelosigkeit dahin gleitet, sowie gelegentliche Munitionsengpässe runden das Spielvergnügen perfekt ab. Die Story wird in sich logisch erzählt, und auch Quereinsteigern sollte es möglich sein, alles zu verstehen, auch wenn manche Hintergründe dann vielleicht nicht ganz einleuchtend sind. Die „Visionen“ die Isaac regelmäßig hat und ihn plötzlich und unerwartet in den ungünstigsten Momenten ereilen, erinnern von der Machart her recht stark an Horrorpassagen aus der Egoshooter-Reihe F.E.A.R., aber das ist durchaus verständlich, denn schon da war dieses Element sehr gut gelöst.
Ein weiteres Feature ist die Tatsache, dass ihr Waffen und Anzug durch den Einsatz von Energieknoten verbessern könnt. Wer hier richtig kombiniert, schafft sich schnell klare Vorteile gegenüber den Necromorphs.
Neben diesem mehr als nur hervorragenden Storymodus haben die Macher uns einen Multiplayer-Modus beigepackt, der ebenfalls recht ordentlich ist. Hier haben wir die Qual der Wahl, ob wir als Sprawl-Sicherheitsdienstler gegen die Necromorph-Gefahr antreten, oder als einer von vier verschiedenen Necromorph-Typen dem Sicherheitsdienst den Garaus machen wollen. Welch Schelm, der hierbei gewisse Parallelen zu Left For Dead sieht, wenn man hier die Namen „Spitter“, „Lurker“, „Puker“ und „Pack“ liest.
Aber warum auch nicht, schließlich hat dieses Prinzip sehr gut funktioniert. Dass man hier nun auch aufgabenbasierte Maps findet, unterstreicht diese Parallele nur noch ein wenig dicker.
Fans von Teil 1 werden sicherlich genug Dinge finden, die sie hier glücklich machen, auch wenn es sicherlich Leute gibt, denen das Spiel ein wenig zu actionlastig geworden ist. DEAD SPACE 2 funktioniert allerdings wie bereits erwähnt auch ohne Vorkenntnisse des Erstlings sehr gut und hat dermaßen viel Potential, dass sicherlich der eine oder andere Quereinsteiger sich im Nachhinein auch den Vorgänger noch zulegen wird. Jetzt schon unter den Toptiteln des Jahres einzuordnen, und für den Bereich Survival-Horror eine absolute Referenz in Sachen Optik, Sound und Gesamtpräsentation.