Mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung stehen wir endlich als Champion von Kirkwall da und betrachten den Abspann von DRAGON AGE 2. Mit einer sehr kurzen Entwicklungszeit hat Bioware einen Nachfolger zu dem grandiosen Dragon Age – Origins erschaffen, der in enorm große Fußstapfen treten muss. Schon im Vorfeld wollen wir sagen, dass DRAGON AGE 2 ein unglaublich intensives, fesselndes Rollenspiel ist, in manchen Dingen aber Mängel aufweist, die sicherlich derart auf Zeitmangel in der Programmierung begründet liegen.
Alles beginnt mit einer Flucht. Als Hawke (dessen Klasse ihr anfänglich wählen dürft) flieht ihr vor der Schwarzen Brut in das noch nicht von der Verderbtheit erfasste Kirkwall in der Hoffnung, dort in eurem ehemaligen Adelssitz unterzukommen. Doch Kirkwall ist überlaufen von Flüchtlingen, und ihr müsst zunächst einmal genug Geld und Einfluss sammeln, um hier unterzukommen. Schon früh werdet ihr feststellen, dass das Missionsgeschehen reichhaltig und abwechslungsreich ist, allerdings oftmals ähnliche Verläufe aufzeigt. Gehe von A nach B, untersuche dort etwas, gehe zu C, töte unterwegs ein paar Gegner, und am Schluss stellst du fest, dass dein Auftraggeber dich hintergangen hat. Dieses zieht sich quasi wie ein roter Faden durch das Spielgeschehen, welches grob in folgende Abschnitte unterteilt werden kann: finde einen Weg aus der Leibeigenschaft, beschaffe genug Geld, um an der Expedition in die Tiefen Wege teilzunehmen, kläre die Krise mit den Qunari, schlichte zwischen Templern und Magiern. Dass das alles nicht so ohne weiteres funktioniert, und es keinen mustergültigen Weg gibt (z.B., ob ihr letztendlich auf Seiten der Templer oder der Magier steht), dürfte klar sein. Letztendlich spielt natürlich auch Sympathie eine Rolle, sodass ihr eventuell die eine oder andere Romanze im Spiel erfahrt, oder aber jemanden zu eurem ärgsten Feind macht…
Für die Bioware-Rollenspiele obligatorisch, haben eure Handlungen und Entscheidungen Einfluss auf das Spielgeschehen und die Reaktionen der NPCs auf euren Charakter. Einen entschieden geradlinigeren Weg geht man indes in Bezug auf die Charakterentwicklung und euren Einfluss auf die einzelnen Ausrüstungsgegenstände der Party. Das (in umständlich verschachtelten Menüs unterteilte) Fertigkeitensystem gibt euch viele Möglichkeiten, bei denen ihr eigentlich keinerlei Fehlentscheidungen machen könnt. Auch in Bezug auf die Eigenschaften ist recht klar, welche ihr mit welcher Charakterklasse steigern solltet, und wo ihr durchaus Abzüge zulassen könnt. Was die Ausrüstung der Party betrifft, so fühlt man sich in seinen Rechten als Rollenspieler doch arg beschnitten, wenn man das erste mal sieht, dass man lediglich die Bewaffnung der einzelnen Leute sowie die Accessoires wechseln kann, nicht aber die Rüstungen. Was man sich hierbei gedacht hat? Hm, alleine schon die richtigen Accessoires den richtigen Charakteren aufzudrücken, erweist sich schon sehr bald als schwierig, da es lediglich ein Inventar für nicht getragene Gegenstände gibt, auf das alle zugreifen können. Wenigstens werden die nicht geeigneten oder noch nicht verwendbaren Gegenstände von vornherein in blasser Farbe dargestellt (nicht aber, wie man sich hätte wünschen können, ausgeblendet).
Soweit zu den wirklich guten und überwiegenden Punkten, die DRAGON AGE 2 definitiv lohnenswert machen, egal, ob man den ersten Teil kennt oder nicht.
Abzüge gibt es lediglich in der B-Note: die Grafikengine wurde nicht erneuert, was man dem Spiel ansieht. Es ist zwar weiterhin hübsch, aber eben nicht mehr ganz zeitgemäß. Kein großes Problem. Viel schwerwiegender ist da schon die Tatsache, dass man sich für die Dungeons (wobei es nicht sonderlich viele in den Aussenarealen gibt) und die Kellergewölbe lediglich eine Handvoll Vorlagen gebaut hat, und diese immer wieder einsetzt. So kennt ihr euch in den Kellergewölben schon nach kurzer Zeit gut aus, selbst wenn ihr in dem spezifischen noch nie zuvor gewesen seid. Das so etwas negativ aufstößt (zumal ein Leveleditor sicherlich auch eine Aktion gewesen wäre, die bei Fans im Vorfeld auf großen Zuspruch gestoßen wäre), hätte klar sein müssen. Aber egal, lassen wir das. Dafür haben sich die Leute von Bioware ins Zeug gelegt, um eine wirklich spannende Hauptstory mit mehreren separaten Abschnitten zu präsentieren, diverse Nebenaufträge, die mit der eigentlichen Story nur bedingt zu tun haben, sowie Begleiter-spezifische Missionen, in denen ihr euren Gefährten zur Hand gehen müsst und bei denen sich entscheidet, ob die Leute für oder gegen euch sind…
Wenn DRAGON AGE 2 Konkurrenz im Fantasy-Rollenspiel fürchten muss, dann zu meinem derzeitigen Wissensstand nur durch Dragon Age – Origins. Absolut fesselnde Story, bei der man sich schon bewusst von der Konsole loseisen muss, um nicht doch noch zumindest kurz zu schauen, was bei der nächsten Mission auf einen wartet…