„Als es nun ganz allmählich sichtbar wurde, hier ein einzelner Baum, da ein Schimmern im Wasser und dort der Rauch des Kamins, war es mir, als sei dies alles nur ein Trugbild, wie eines jener Bilder, die, kaum dass man sie näher betrachten will, bereits im nichts verschwinden.“
Das Erfolgskonzept der Fortsetzungsgeschichte scheint kein Ende zu nehmen. Auch die Reihe EDGAR ALLAN POE macht, so man denn einzelne Teile daraus betrachtet, zwar immer einen guten Eindruck, entfaltet ihr wahres Potential aber erst im logischen Zusammenhang der restlichen Folgen.
Die einzelnen Teile werden jeweils mit einer düsteren einleitenden Originalpassage aus Poes Werken eröffnet, gesprochen übrigens von Heinz Rudolf Kunze. Das ist aber sicherlich nicht der einzige bekannte Name, den man beim durchstöbern der Sprecherliste finden kann. In den Hauptrollen geben sich Ulrich Pleitgen und Iris Berben die Ehre. Gerade das macht EDGAR ALLAN POE zu einem besonderen Erlebnis: die Charaktere sind bis ins kleinste Detail gezeichnet, bleiben dabei aber immer geheimnisvoll, und die hochkarätigen Sprecher wissen dies perfekt umzusetzen.
Nach dem gescheiterten Versuch, eine neue Existenz aufzubauen, die nicht von seinem früheren Leben überschattet wird, macht Poe seiner geliebten Leonie einen Heiratsantrag. Gemeinsam wollen sie sich am Rand von New York ein Landhaus mieten und in Ruhe einen Neustart wagen. Der Zufall will es so, dass die Häuser, die der Makler ihnen anbieten kann, entweder zu weit weg oder zu teuer sind, und beim Verlassen treffen sie auf Landor, der ihnen sein eigenes Landhaus zur Miete anbietet.
Die Reise dorthin dauert zu Fuß zwar drei Stunden, dafür ist das Haus in einem kleinen Tal gelegen, einsam und friedlich. Unterwegs erzählt ihnen Landor eine alte Geschichte aus der Gegend über ein Liebespaar, dass in der Nacht zu ihrer Hochzeit spurlos verschwunden sind. Das Haus scheint perfekt zu sein, ein kleiner Bach fließt um das Gebäude herum, die Nähe zur Natur macht dies zu ihrem perfekten Heim.
Bei Dachausbesserungen wird Poe von einem Wespenschwarm angefallen und kann sich in letzter Sekunde davor bewahren, vom Dach zu fallen, und als Poe und Leonie kurz darauf von einem Gang in die Stadt zurückkehren, hat sich der Fluss aus seinem Bett geschwemmt und fließt nun durch ihr Haus. Landor erzählt ihnen von einem Fluch, der auf dem Haus lastet und der auf seine Vorfahren zurückreicht, von dem er aber ausgegangen ist, dass er längst gebrochen sei.
Durch aus dem Keller kriechende Ratten werden Poe und Leonie auf einen Hohlraum im Keller aufmerksam. Hinter der Wand finden sie ein Skelett. Was hat das alles mit dem Fluch auf sich, und wie viel weiß Landor wirklich?
Die Geschichte um LANDORS LANDHAUS ist deutlich geradliniger als mach andere Folge aus der Reihe. Trotzdem bleibt es über weite Strecken spannend, auch wenn zwischendurch immer mal wieder ein kleiner Augenblick Ruhe zum Durchatmen entsteht. Aber genau dies scheinen die Macher als Stilmittel verwendet zu haben, um das trügerische Glück von Poe und Leonie noch zu unterstreichen. Ganz zum Ende hin nimmt die Geschichte übrigens eine unerwartete, überraschende Wende, aber mehr wird hier nicht verraten.