MARK BRANDIS hat einen recht spannenden Beruf. Er ist Testpilot für VEGA, die Venus-Erde-Gesellschaft für Astronautik. Ihr kennt diese Gesellschaft gar nicht? Das mag daran liegen, dass die Hörspielreihe MARK BRANDIS erst in einer ca. 100 Jahre entfernten Zukunft spielt. Was man als Testpilot so alles erleben kann, erfahrt ihr hier.
Eigentlich wollte ich keine Hörspielreihen mehr mittendrin anfangen. Zu oft schon habe ich das Gefühl gehabt, mit Dingen konfrontiert zu werden, die ich eigentlich schon irgendwoher wissen müsste, die mir allerdings gänzlich neu sind. Da die Hörspielreihe MARK BRANDIS keine Folgennummern vergibt, und der vorliegende fünfte und sechste Teil als Doppelfolge mit „1“ und „2“ gekennzeichnet sind, bin ich natürlich sofort darauf reingefallen und habe doch ein Ohr riskiert. Zum Glück, wie sich nach kurzer Zeit herausstellt, denn die Serie ist wirklich schick gemacht und mal etwas anderes, denn Testpilot ist jetzt nicht direkt der Beruf, mit dem man die Welt retten kann. Nichtsdestotrotz ist ‚Testakte Kolibri’ sehr spannend inszeniert und macht Laune auf mehr.
Unter anderem könnte der Effekt des Neuen daher rühren, dass die Sprecher, die sich der Reihe nach den Büchern von Nikolai von Michalewsky angenommen haben, weitestgehend unverbrauchte Stimmen im Hörspielbereich sind, lediglich David Nathan in der Rolle des Grischa hat man schon recht häufig gehört, es handelt sich hierbei allerdings um keine feste Besetzung für die Hörspielreihe.
Das Hörspiel selbst baut weniger auf bombastischen Effekten, als vielmehr auf den detaillierten Textpassagen, durch die man die gesamte Stimmung, das Szenenbild, die Charaktere der einzelnen Personen und deren Aussehen recht gut vermittelt bekommt und sich vor dem geistigen Auge anhand der Informationen schon einen kleinen Film zurechtbasteln kann.
Inhaltlich geht es um den Test des Flugzeugs „Kolibri“, einer Neuentwicklung, die sich automatisch den jeweiligen Raumverhältnissen anpassen kann und somit für den Einsatz in der Luft, im Wasser sowie im Weltraum geeignet ist. Leider hat die Prototypenreihe fehlerhafte Testläufe, die schon mehreren Piloten das Leben gekostet hat. MARK BRANDIS soll nun als neuer Projektleiter den Fehler finden, bevor das Flugzeug eingestampft wird. Hierbei gerät er mit jeder verstreichenden Minute tiefer zwischen die Fronten der unterschiedlichen Lager, die sich entweder für das Fortlaufen der Tests oder für eine endgültige Sperrung aussprechen. Um sich ein wirkliches Bild von den Problemen machen zu können, begibt sich Brandis selbst in das Raumschiff, um einen Testflug zu machen…
Das, was mir besonders gut gefällt, ist die fast schon banale Tragweite der Geschichte. MARK BRANDIS, ein Flugzeugtester, als Hauptperson in einer Hörspielreihe. Natürlich ist die Story selbst recht spannend, aber wenn man gewohnt ist, dass in den Hörspielen die Geschicke der Menschheit auf Messers Schneide stehen oder sogar entschieden werden, dann erscheint einem das Ergebnis einer Testreihe für ein neues Raumschiff doch fast schon nebensächlich. Dennoch ist die charakterliche Entwicklung des Protagonisten schon nach diesen knapp zwei Stunden spürbar, man leidet mit ihm, versteht, warum er sich seine Entscheidungen nicht leicht macht. MARK BRANDIS ist bei seinen Vorgesetzten gleichermaßen für seine Sorgfalt und Routine geliebt wie auch verhasst, deswegen werden ihm die schwerwiegenden Aufträge zugetragen. Wir sind gespannt, wie diese Serie auf Dauer wirkt, ob das hohe Niveau dieses ersten Kontaktes auch schon in den ersten vier Teilen vorhanden war und ob es das auch für folgende Episoden halten kann. Zum Schluss sei noch der Grund genannt, warum man wieder mittendrin einsteigt, statt von vorne zu beginnen: erstens spielt es keine allzu große Rolle, da die Episoden unabhängig voneinander sind, auch wenn sie in chronologischem Zusammenhang stehen, zweitens hat es einen ganz banalen, logistischen Grund: Folgenreich hat die Serie mit den Neuerscheinungen 5+6 übernommen, und wird die ersten Teile erst kurzfristig nachreichen.