Oliver Döring, bekannt für seine Produzentenarbeit bei John Sinclair, steht nach seinem Ausstieg aus ebenjener Serie mit einer neuen Idee in den Startlöchern. Mit END OF TIME will er neue Maßstäbe im Bereich der Hörspiele setzen, und der Ansatz mit einem wilden Genre-Mix hört sich da auch auf Anhieb erst einmal vielversprechend an. Allerdings droht natürlich auch die Gefahr, dass man irgendwann nicht mehr genau weiß, ob man nun Fisch oder Fleisch sein will. Mystery-, Grusel- und Psycho-Plots klingen ja noch halbwegs kompatibel, aber in wie weit sich da nun auch noch ein kirchlicher Hintergrund, eine drohende Apokalypse sowie eine Agentengeschichte einbringen lassen wollen, bleibt abzuwarten. Oliver Döring macht hier erst einmal grundlegend das einzig Richtige: er beginnt mit mehreren, scheinbar erst einmal voneinander unabhängigen Erzählsträngen und bringt diese erst über die Zeit nach und nach ein wenig zueinander, ohne aber gleich in der ersten Folge „Zwei Minuten“ sämtliche Zusammenhänge aufzuzeigen. Dass die Pilotfolge zudem als Doppel-CD erscheint, bietet ihm die Möglichkeit, sich in aller Ruhe auf seine diversen Charaktere einzulassen und ihnen Zeit zu geben, sich zu entfalten und sie dadurch dem Zuhörer zugänglich zu machen…
Betrachtet man zunächst einmal die trockenen Fakten, ist END OF TIME uneingeschränkt empfehlenswert. Die Technik in diesem Hörspiel ist überragend gut, und auch bei den Sprechern hat sich zusammengefunden, was Rang und Namen hat: Torsten Michaelis, Katrin Fröhlich, Gerrit Schmidt-Foss, Dietmar Wunder, Tilo Schmitz, David Natzan, Hans-Georg Panczak sowie Joachim Kerzel, um nur ein paar genannt zu haben, geben sich hier die Klinke in die Hand und liefern allesamt auf einem unglaublich hohen Level ab. Oliver Döring kümmert sich mit Alex Stelkens zusammen um die Produktion, hat allerdings auch Story, Buch und Schnitt unter seinen Fittichen gesammelt.
Die Warnung, dass END OF TIME akustische Schreckmomente liefert und deswegen wenn möglich nicht bei der Autofahrt gehört werden sollte, ist allerdings überzogene Propaganda.
Worum geht es jetzt genau? Ein Agent vom SIS bricht in einer russischen Sicherheitseinrichtung ein und sichert dort Unterlagen über unmenschliche Experimente, die darauf schließen lassen, dass hier an der Entwicklung von „Supersoldaten“ geforscht wird, Menschen, die völlig schmerzunempfindlich sind und dafür gesteigerte Kräfte besitzen.
Eine Frau wird von schrecklichen Visionen geplagt, in denen ein Dämon in ihrer Zimmerwand haust und sich einen Weg nach draußen sucht.
Ein Polizist muss damit leben, dass seine psychisch kranke Frau sich selbst verstümmelt hat und behauptet, sie wäre vergewaltigt worden. Aber nicht nur dies belastet ihn, sondern auch die Tatsache, dass er der Frau mit den Dämonenängsten nicht helfen kann.
Eine Reporterin bringt in Erfahrung, dass ein atomarer Sprengkopf in London versteckt ist und in nur wenigen Stunden explodieren soll. Während sich die hohen Tiere aus dem Londoner Untergrund in Sicherheit zu bringen versuchen, macht sie sich zusammen mit Agent Jack Foster (siehe oben) daran, die Schuldigen zu finden und das Unglück aufzuhalten…
Nur sehr zäh finden die einzelnen Handlungsstränge mit der Zeit zusammen, und es deutet vieles darauf hin, dass dies bei weitem nicht die gesamte Tragweite der Geschehnisse gewesen sein dürfte. Oliver Döring hat mit END OF TIME scheinbar große Pläne, aber es bleibt abzuwarten, ob er diese auch umsetzen kann, oder ob er sich schon zu Beginn seiner Serie zu sehr verzettelt hat, als dass ihm das Publikum auch weiterhin treu bleibt. Wir sind jedenfalls gespannt, wann und wie es weiter geht mit END OF TIME, denn ‚Zwei Minuten‘ hat bei all der Verwirrung in der Story doch Lust auf mehr gemacht. Sollte Folge zwei allerdings weiterhin keine Antworten liefern, kann dies für die Serie zum Problem werden.